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2023

Benjamin Kersting

Fotografische Kunst

MINDEN UND UMGEBUNG

Fotografische Kunst

Benjamin Kersting

Vernissage am Sonntag, 12.02.2023 um 11.00 Uhr

Draußen zeigten sich am Vormittag vereinzelt Nebenschwaden, vermischt mit Nieselregen. Es war eher ein Tag, der einem typischen Novembertag entsprach. Drinnen zeigte sich der Nebel bisweilen auch, aber auf eine andere Weise. Nämlich eingefangen von der Kameralinse des Künstlers und zu sehen auf Fotos an den Wänden.

Das reale Wetter sollte das Interesse an der Vernissage von Benjamin Kersting nicht schmälern. Das Corpus der Johanniskirche war dermaßen gefüllt, dass die bereitgestellten Tische und Stühle bei Weitem nicht ausreichten, um die Kunst-Interessierten zu platzieren. Der Stehplatz war auch begehrenswert. Erfolgte Zählungen und Schätzungen ergaben, dass sich über 180 Anwesende im Corpus drängten. Welch ein Erfolg für Benjamin Kersting und das Kulturzentrum BÜZ. Es waren auch einige Künstlerinnen aus dem Verein für Aktuelle Kunst des Kreises Minden-Lübbecke im Publikum wie Niehong Dai-Klußmann, Birgit Oldenburg oder Regine Rinke, die in den Jahren 2021 oder 2022 ausgestellt hatten. Auch der Vorstand des BÜZ war vor Ort vertreten. Unter das Publikum mischten sich auch zahlreiche Personen aus der Facebook-Gruppe „Minden – meine Heimat“, die ca. 6500 Mitglieder hat. Ebenfalls unter den Anwesenden war der neu gewählte Landrat des Kreises, Ali Dogan. Ali Dogan, gebürtiger Ostwestfale aus Enger, war zuvor Kulturdezernent in Sankt Augustin nahe Bonn. In einer Rede betonte er die Bedeutung von Kultur und Kulturschaffenden – gerade auch im Hinblick von Kulturverboten und – vernichtung in Autokratien. Ferner verwies er auf die Bedeutung eines Kulturortes wie des Kulturzentrums BÜZ in Zeiten der Zunahme von Einengungen von Sichtweisen.

Vorweg die Lobeshymnen: Es war eine äußerst gelungene Vernissage, die gezeigten fotografischen Kunstwerke waren garniert mit - auf einzelne Fotos - abgestimmten lyrischen Texten, vorgetragen von Janina Diestel, und einem musikalischen Part am Klavier, präsentiert von Gregor Lax – zu späterer Stunde sogar mit einer Gesangseinlage („Der Boden, auf dem du bist.“).

In früheren Jahren war Benjamin Kersting den Mindenern als Musiker und Gitarrenlehrer bekannt. Allerdings machte er bereits durch Fotoausstellungen auf sich aufmerksam. Sein Großvater war der bekannte ostwestfälische Künstler Benno Kersting. Dieser wirkte auch als Kunstlehrer in Petershagen und inspirierte Schülerinnen und Schüler zur Malerei und dem Interesse an der Kunstgeschichte. Er malte überwiegend Landschaftsgemälde in Öl. In einer kurzen Laudatio stellte Dieter Nitsch, ein ehemaliger Schüler des Großvaters von Benjamin Kersting, den Zusammenhang von Landschaftsgemälden und der Landschaftsfotografie her.

Bisher unerwähnt blieb der eigentliche und wesentliche Anlass der Zusammenkunft: Die Kunstwerke, die Fotos in Schwarz und Weiß, Landschaften, Industriearchitektur, Mühlen, Kulturdenkmäler – prägende Elemente der Geschichte und Kultur des Mühlenkreises. Beeindruckend sind dabei schwarz-weiß Fotos des Kohlekraftwerks Heyden in Petershagen-Lahde mit stimmiger Perspektive. Das Kraftwerk rückt in eine ästhetische Dimension, das schwarz-weiß Format begünstigt die Klarheit. Der Dampf des Kühlturms erinnert an Nebel, ein einsamer Baum ist zu sehen und Benjamin Kerstings Tochter Melina, allerdings von hinten zu sehen. Dieses war eine Rätselfrage an das Publikum: Auf welchem Bild hat Melina mitgewirkt?

Ulla Koch schrieb im Mindener Tageblatt vom 10.02.22: „Manchmal hilft die Umgebung dem Fotografen: „Der Sternenhimmel über der Valentinsmühle in Todtenhausen ist echt“, betont er. Das sei ihm mit einer Langzeitbelichtung von 20 Sekunden gelungen. Wer genau hinsieht erkennt, dass die Sterne leicht verwischt sind. Dass die Fassade des Mühlenturms so klar erkennbar ist, das liege allerdings daran, dass die Mühle relativ nah an der Bundesstraße liegt und von den Scheinwerfern der vorbeifahrenden Autos beleuchtet wurde.“

Um die Perspektive einer Fotografie von der Mindener Fischerstadt zu erzielen, stand er mit den Füßen in der Weser.

Benjamin Kersting erzeugt mit seiner Kamera RAW-Dateien. Diese sind verlustfrei. Das bedeutet, dass sie unkomprimierte Daten der Aufnahmen des Kamerasensors enthalten. Es handelt sich um die Rohdaten eines Fotos, die erst verarbeitet werden müssen, um ein „richtiges“ Foto zu erhalten. Allerdings verändert der Künstler die Ergebnisse nicht mit Adobe Photoshop.

Der Galerist Peter Küstermann, welcher letztendlich auch noch der Erwähnung bedarf, stellte natürlich zu Beginn den Künstler vor und gab Details zu den ausgestellten Werken.

Somit wurde im BÜZ eine gelungene Symbiose aus Fotokunst, Musik und Dichtkunst geboten.

Erfreulich war schließlich auch, dass viel gespendet wurde.

Volker Papke-Oldenburg

Zielgruppe

Kunstinteressierte Erwachsene

Presse

Schönheit und Verletzlichkeit: Benjamin Kersting stellt Fotografien im BÜZ aus