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2023

Café International

Erzählcafé - die Fortsetzung

Café International

Erzählcafé - es geht weiter ...

Auch 2023 wird Mohammad Ghneem - Politologe aus Damaskus - das Projekt wieder leider. Er arbeitet im Integrationsbüro Minden und gehört dem Integrationsrat der Stadt Minden an. Er hat regelmäßig unsere interkulturellen Projekte zunächst als Dolmetscher begleitet, dann einzelne Workshops in Eigenverantwortung geleitet.

Das Konzept für das Café International hat er gemeinsam mit Teilnehmer*innen des von der Soziokultur NRW geförderten Projekts „Meine Familie und ich“ entwickelt aus Themen, die zwar peripher auftauchten, aber in dem Rahmen nicht vertieft werden konnten, da die Corona-Situation auf den Nägeln brannte und immer wieder breiten Raum einnahm.

Unsere Teilnehmer*innen stammen aus Migranten- und binationalen Familien, hinzu kommen Jugendliche und Erwachsene aus inner- und außerschulischen Integrationskursen und –klassen. Durch den geselligen Rahmen einer Kaffeestunde, die sie selbst mitgestalten, bieten wir damit insbesondere auch Neuankömmlingen in unserer Stadt einen niederschwelligen Einstieg im Rahmen des Kulturzentrums BÜZ, der den Teilnehmern der früheren Jahre bereits vertraut ist.

Durch die Jugendzentren finden auch Interessenten aus den Stadtteilen und sozialen Brennpunkten zu uns, Kinder bringen ihre Eltern mit. Für kleine Kinder stellen wir eine Betreuung im Caféraum mit ständiger Kontaktmöglichkeit zu ihren Eltern. Für alle vertretenen Sprachen setzen wir Dolmetscher ein.

Der Austausch der Familien untereinander zeigt ihnen vor allem, dass sie mit Erfahrungen, Problemen und Bedürfnissen in der neuen Heimat nicht allein stehen. Antworten und Austausch wirken erleichternd, anregend und steigern die Bereitschaft, kulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Nationalitäten nicht als Kollisionen, sondern als – oft überraschende - Bereicherung zu erfahren und zu werten. Dabei wollen wir immer wieder Gesprächsgelegenheiten bieten für binationale Familien. Wir schaffen ein Ambiente, das den Teilnehmer*innen das Selbstbewusstsein vermittelt, ihre unterschiedlichen Positionen und Meinungen ohne Streß mit Freude an der Geselligkeit darzulegen.

Durch die Teilnahme interessierter Biodeutscher stellen wir immer wieder den Bezug zu den hiesigen Verhältnissen her. Dabei findet gegenseitiges Lernen und Akzeptanz statt.


Der leckerste Kuchen

Special guest: Der Landrat des Kreises Minden-Lübbeckes

Sonntag, den 20.08.2023

Das Erzählcafé mit zahlreichen Gästen aus Syrien, Ukraine, Tunesien, Kurdistan, Tschetschenien, Eritrea und Ostwestfalen fand bei Cola, Kaffee und vielen mitgebrachten Torten und Kuchenblechen in Landesart statt, moderiert von Mohamed Gheem und Peter Küstermann. Es ging um einen Wettstreit, welches die leckerste mitgebrachte Torte war. Dafür sollte es eine Medaille geben, überreicht von Ali Doğan, dem Landrat. Wieder war es ein Treffen zum Kennenlernen und um Anschluss zu finden. Das Café im BÜZ war sehr gut besucht, das Publikum wurde gemischt gesetzt, um sich besser kennenzulernen. Für die Kinder war eine Betreuung organisiert und natürlich wurde auch professionell übersetzt.

Ali Doğan hatte als Landrat an diesem Sonntag fünf Termine zu absolvieren. Ihm war der Besuch des BÜZ mit den internationalen Gästen allerdings der wichtigste. Er stellte sich zunächst kurz biographisch vor: 1981 in Enger (Kreis Herford) geboren als Kind türkischer Gastarbeiter, nach dem Abitur erfolgte das Studium der Rechtswissenschaft mit dem ursprünglichen Ziel, Anwalt zu werden. Es kam allerdings anders. Ali Doğan trat in die SPD ein und stieg dabei schnell auf. Als einen Grund für das politische Engagement nannte er die Bildungsungerechtigkeit, welche ihm in der Grundschule widerfahren war. Trotz sehr guter Noten sollte es keine gymnasiale Empfehlung geben. Der Besuch des Gymnasiums wurde dann juristisch erstritten.

Weiter ging er näher auf die Aufgaben eines Landrats ein. Er warb auch für die Parteienarbeit, um politische Ziele zu erreichen. Gerade auch in Zeiten eines gewissen Politikverdrusses. Die Wahlbeteiligung zur Landratswahl lag bei ca. 80.000 Personen von ca. 240.000 Wahlberechtigten.

In der Pause wurden die leckeren Kuchen und Torten in Landesart probiert. Außerdem gab es gebrauten Kaffee nach original eritreischem Rezept. Bei der anschließenden Abstimmung ergab sich ein knappes Rennen, schmeckten doch sämtliche Torten und Kuchen hervorragend. Auch schien es, dass manch ein Anwesender mehrfach von seinem Stimmrecht Gebrauch gemacht hatte. Das wurde aber nicht so genau genommen, ging es doch um den Austausch, das Zusammensein und die Freude an einem schönen Nachmittag. Wie schon erwähnt, gab es eine Medaille für den Siegerkuchen, gebacken von Adiba Kridi aus Damaskus.

Anschließend konnten Fragen an den Landrat gestellt werden. Dabei ging es den Gästen des Café International schwerpunktmäßig darum, wie die Integration im Mühlenkreis verbessert werden kann. Ein Faktor, so Ali Doğan, sei ins Gespräch zu kommen. Menschen mit Migrationshintergrund brächten sich zu wenig ein. Junge Menschen sollten ihre Rechte in der Demokratie einfordern. Der Landrat sprach von der Politik der tausend Nadelstiche. In der privaten Wirtschaft (Melitta/Wago u.a.) sei die interkulturelle Kompetenz ausgeprägter als in der Verwaltung (es besteht „viel Luft nach oben“). Schulen hätten eine Vorbildfunktion. Schlussendlich sprach er auch über eine Politik der verpassten Chancen in der Vergangenheit beim geförderten und bezahlbaren Wohnungsbedarf.

Zum Abschluss wurde er gebeten, eine Widmung in das Gästebuch - welches zum 40-jährigen BÜZ-Jubiläum erschienen war - zu schreiben.

Es war ein sehr schöner Nachmittag mit vielen Impulsen. Er hätte länger dauern können.

Volker Papke-Oldenburg


Der angekettete Elefant

Sonntag, den 11.06.2023

In unserem Erzählcafé werden viele Fragen beantwortet; jede Meinung ist willkommen. Es ist ein Treffen zum Kennenlernen und um Anschluss zu finden. Von binational bis biodeutsch.

Heute ging es darum, wie wir uns von den Fesseln der Vergangenheit befreien können. Um dann befreit in neuer Umgebung zu leben. Als Gäste begrüßten wir die Förderer unseres Projekts.


Ramadan und Eid Al Fitr

Sonntag, den 21.05.2023

Das Erzählcafé mit zahlreichen Gästen aus Syrien, Tunesien, Irak, Eritrea und Ostwestfalen fand bei Cola, Kaffee und vielen mitgebrachten Torten und Kuchenblechen in Landesart statt, moderiert von Mohamed Gheem und Peter Küstermann.

Der Kuchen schmeckte den Gästen vorzüglich und dabei stellte sich natürlich die Frage nach dem Zuckerfest und dem davorliegenden Fastenmonat Ramadan. Die Veranstaltung war gut besucht, und alle konnten sich intensiv in die Gesprächsthemen einbringen. Für die Kinder war eine Betreuung organisiert und natürlich wurde auch professionell übersetzt.

„Der Fastenmonat Ramadan ist eine Zeit der Veränderung. Wann beginnt und wann endet der Ramadan? Der Fastenmonat begann in diesem Jahr am 23. März mit Erscheinen der Neumond-Sichel. Der islamische Kalender wird anders berechnet als der christlich-gregorianische und richtet sich nach dem Mond. Deshalb variiert der Zeitpunkt des Fastenmonats. Der offizielle Beginn des Ramadan hängt regional von der Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel ab.

Da der Ramadan dem kürzeren islamischen Mondjahr folgt, wandert er jedes Jahr um zehn bis elf Tage durch das Sonnenjahr und die Jahreszeiten zurück. Er kann also im Winter wie im Hochsommer liegen. In diesem Jahr endete der Ramadan am 20. April. Danach folgt das dreitägige Zuckerfest vom 21. bis 23. April, bei dem das Fastenbrechen gefeiert wird.“

(https://www1.wdr.de/nachrichten/ramadan-fastenmonat-wissenwertes-regeln-100.html )

Einen Monat lang gilt für gläubige Musliminnen und Muslime: Von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang nicht essen, trinken, rauchen und kein Sex.

Welche Bedeutung hat das Fasten im Islam?

„Für Musliminnen und Muslime ist das Fasten eine der fünf Säulen ihrer Religion – neben dem Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott, den fünf täglichen Gebeten, dem Almosengeben und dem Pilgern nach Mekka. Das Fasten soll verdeutlichen, dass die Hingabe an Gott einen höheren Wert hat als die menschlichen Bedürfnisse.

Das Wort "Fasten" heißt im Arabischen "Saum" – es bedeutet Herz und Seele reinigen, Platz für den Glauben schaffen und an Menschen denken, denen es nicht so gut geht.“

(https://www1.wdr.de/nachrichten/ramadan-fastenmonat-wissenwertes-regeln-100.html)

Die Muslime und Muslimen lesen den Koran, um noch näher bei Allah zu sein. Sabah Oumari erzählte von ersten ihrem Fasten, als sie sechs oder sieben Jahre alt war.

Schlechte Manieren sollen eingestellt werden, der Körper und der Charakter sollen gereinigt werden. Neben der religiösen Funktion hat das Fasten somit auch eine ganzkörperliche – physisch und psychisch – Aufgabe.

Im Christentum gibt es auch das Fasten – im Anschluss an den Karneval mit dem Beginn des Aschermittwochs.

Peter Küstermann berichtete von seiner Fastenzeit, welche allerdings nicht religiös motiviert war. Fasten als „Gesundheitstraining“ und „Reinigen der Sinne“.

Nachdem sehr viel über den Ramadan diskutiert wurde, lenkte Mohamad Gheem den Fokus auf das Zuckerfest. Es ist ein islamisches Fest und schließt den Fastenmonat ab. Die Familien und Freunde feiern drei Tage lang. Auf Arabisch heißt das Fest „Id al-Fitr“. In Deutschland ist das Fest eher aus der türkischen Übersetzung bekannt: Seker Bayrami. Zum Zuckerfest kommen süße Speisen wie Baklava oder Feigen auf den Tisch.

Deutlich wurde in der Gesprächsrunde, dass es in muslimisch geprägten Ländern wie Syrien einfacher sei Ramadan und Id al-Fitr zu feiern, als in Deutschland.

In einer abschließenden Feedback-Runde empfanden alle Anwesenden diesen Nachmittag als eine gelungene Gesprächsrunde.

Volker Papke-Oldenburg


“Das liebe Geld”

Sonntag, den 02.04.2023

Das BÜZ lud zu einer weiteren Runde des Café International ein.

In diesem Erzählkaffee sollten an diesem Tag geflüchtete und deutsche Familien sich beim Brettspiel “Cafe International” in zwangloser und geselliger Atmosphäre kennenlernen,um Kupfermünzen spielen und über die finanzielle Situation angesichts der Inflation erzählen.

Der Moderator und Leiter des Café International, Mohammed Ghneem, begrüßte die Teilnehmer*innen und erläuterte den geplanten Ablauf des Nachmittags, wobei der gesellige Austausch beim Brettspiel im Vordergrund stand.

Eine der Teilnehmer*innen erläuterte die Regeln des Brettspiels “Cafe International” auf deutsch, während ins arabische übersetzt wurde.

Die Teilnehmer*innen bekamen ihr Plätze an den fünf Tischen per Los zugeteilt und das Spiel wurde begonnen. Gezogene Karten mit Nationalflaggen und einem Bild für Mann oder Frau mussten auf die richtige Position im Spiel gesetzt werden. Genau dorthin, wo es eine identische Nationalflagge gab. Der Spieler, der einen “Tisch mit vier Plätzen” auf dem Spielbrett mit der vierten Karte schließen konnte, erhielt je nach Wertung fünf oder zehn Cent. War der Beginn des Spiel von Ruhe und Konzentration geprägt, dem Umsetzen der Regeln und der Suche nach dem richtigen Feld, wurde es dann immer lebendiger. Es wurde gefragt und diskutiert, ob dieser Zug möglich sei, mal leise, mal temperamentvoller. Die Teilnehmer*innen lachten, freuten sich, wenn eine Karte gelegt werden konnte, bildeten Koalitionen, um sich gegenseitig zu unterstützen, zum “Ärger” der anderen und die, die Spielrunde gewannen, freuten sich besonders, mit einem großen Lächeln oder mit einem temperamentvollen Ausdruck. Mit dem Ende des Spiels trugen alle Teilnehmer*innen ein freudiges Lächeln im Gesicht.

Nach einer kurzen Pause mit Kaffee und selbstgemachtem Kuchen versammelten sich die Teilnehmer*innen auf der Bühne und sagen mal schön, mal laut, mal lachend zum 40sten Geburtstag des BÜZ, begleitet von Peter Küstermann am Klavier, ein “Happy Birthday” auf englisch, finnisch, kurdisch und arabisch.

Dieser musikalischen Einlage folgte die Erzählrunde zum Thema “Das liebe Geld”. Junge Flüchtlinge und Familienväter erzählten von ihren Ausbildungen, die sie wegen des Geldes und der Freude daran machten, ihren Nebenjobs als Schüler bei McDonalds, als Security oder beim eigenen Vater, der Schwierigkeit als Familienvater mit geringem Einkommen derzeit die Familie zu unterstützen. Unisono hätten sie gern zur Zeit mehr Geld zur Verfügung und alle hatten den Grundsatz, dass man etwas tun muss, um etwas zu bekommen.

In der Abschlußrunde schätzten die Teilnehmer*innen das Kennenlernen neuer Menschen und das gemeinsame Reden, angeregt durch das Spaß machende Spiel, in dem die Teilnehmer gemischt gesetzt wurden.

So endete ein bereichernder Nachmittag und die muslimischen Teilnehmer*innen durften sich den Kuchen mit nach Hause nehmen, für den Abend, wenn die Fastenpflicht des Ramadan mit dem Sonnenuntergang endet.