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Poetry Slam

Poetry Slam im BÜZ

Zielgruppe

Kinder, Jugendliche, Erwachsene, nationale und internationale Slammer

LESEN FÜR BIER

Freitag, den 08.12.2023

Moderation: Peter Küstermann und Sabah Oumari
Bierausschank: Der Schankmeister Mohamad Oumari 

Das Slam-Highlight des Jahres im Mindener BÜZ fand in diesem Jahr im winterlichen Dezember statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sabah Oumari und Peter Küstermann, der Schankmeister war Mohamad Oumari. Zu Beginn der Veranstaltung sammelte Sabah in einer Box Texte, Flyer oder Bücher jeglicher Art aus dem Publikum ein. Ferner wurden in einer weiteren Box Wünsche gesammelt, wie gezogene Texte zu interpretieren waren. Möglichkeiten waren Sächsisch, Berlinerisch, Hamburgisch, Kölsch, Operette oder komische Oper, Switzer-Deutsch, der Rosamunde Pilcher – Stil, voll krass und Rap.

Drei Profis traten an, um einen Superpokal zu gewinnen. Es waren herausragende Interpreten und Interpretinnen ihres Genres. Bekannt waren sie dem Publikum durch vorherige Auftritte allemal. Karla „Feli“ Feles war aus Hamburg angereist, Michael Schumacher aus Xanten und Joachim Schütz aus Stadthagen, bekannt durch seine Kabarettauftritte mit Funda Gür – auch im BÜZ. Joachim Schütz trat auch während der diesjährigen 40-Jahr-Feier auf. Der Lesen für Bier-Slam war wieder ein Slam der alten und erfahrenen Generation. Seit 2014 ist der Xantener Michael Schumacher viel auf Achse. Karla „Feli“ Feles, eine ehemalige Lehrerin aus Hamburg, schreibt, malt, singt und näht. Zu Joachim Schütz wurde bereits weiter oben genaueres geschrieben.

Es gab dieses Mal keine Jury, das Publikum stimmte nach dem Prinzip Daumen hoch (für den Vortrag) bzw. Daumen runter (für den Text) direkt ab. Das Besondere war: Wurde für den Vortrag gestimmt, so mussten die Interpreten jeweils ein Bier trinken.

Die gezogenen Texte hatten oft wenig literarischen Anspruch, oft waren es Werbeprospekte, Flyer oder Gebrauchsanleitungen. Kleine Bücher mit literarischen Texten oder selbstgeschriebene Zeilen waren aber auch dabei. Letztendlich war die Auswahl vergleichbar mit dem Lesen für Bier-Slam vergangener Jahre.

Um es vorwegzunehmen: Es musste viel Bier getrunken werden. Das Publikum votierte mehrheitlich für die Darstellungsleistung der anwesenden Künstlerin oder der Künstler. Michael Schumacher musste Operette, voll krass, zweimal komische Oper und den Rosamunde Pilcher-Stil imitieren, Karla Feles Switzer-Deutsch, Kölsch, Berlinerisch, Rap und Hamburgisch imitieren. Als Hamburgerin hatte sie bei der letzten Imitation natürlich ein Heimspiel. Joachim Schütz begann im Rosamunde Pilcher-Stil, weiter mit Hamburgisch, Rap, Berlinerisch und Kölsch.

Der Siegerpokal musste am Ende vergeben werden. In diesem Jahr war es Karla Feles, die gewann. So sieht Gerechtigkeit aus, nachdem ein Jahr zuvor Michael Schumacher noch knapp die Nase vorn hatte.

Es war ein Abend von guter Qualität und das Publikum verließ voller Zufriedenheit das BÜZ. 

Volker Papke-Oldenburg


W.a.e.M – SLAM ON TOUR

Besuch aus der Alten Polizei Stadthagen

Samstag, den 23.09.2023

Zu Gast war das Team vom W.a.e.M. - Slam aus Stadthagen. So heißt das beliebte Spoken Word Ereignis im dortigen Kulturzentrum „Alte Polizei“. Die Abkürzung steht für „Worte aus erstem Mund“.

Die bekannten Moderatoren Verena & Klaus Urban zählen nicht nur zu den hervorragendsten deutschsprachigen Slamteams, sondern moderierten heute flott und charmant ihren eigenen Slam on tour bei uns in Minden.

Und die Starter*innen brachten sie gleich mit: David Schär, Emil Tischbein und Joachim Schütz. Die treffen auf die Minderinnen Lori Ila und Karola Angela Lempar.

Dieser Slam wr Teil der "MINDEN ROAD to SLAM 2023", und die führt hin zu den deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam.


Highlander Slam

Jubiläumsslam 40 Jahre BÜZ

Freitag, den 04.08.2023

Die Eröffnungsveranstaltung zur Jubiläumswoche des BÜZ war der HIGHLANDER SLAM - der Slam der Sieger*innen, also von Gewinner*innen der vorigen BÜZ-Slams, die mit ihren selbstgeschriebenen Texten und ohne HIlfsmittel, abwechslungsreich im gesprochenen Wort, dem Plot, der Mimik und Gestik gegeneinander antraten und dem Publikum die Entscheidung überließen, wer den Siegerpokal erhielt.

Der Abend begann mit der Eröffnungsrede des ersten Vorsitzenden des Trägervereins des BÜZ, Jannes Tilicke, der mit Witz und Charme auf 40 Jahre BÜZ schaute und diesen Blick mit den kommenden Veranstaltungen verband.

Danach übernahmen die Moderatoren des Abends, Peter Küstermann und Karla Feles - Feli - das Wort und führten frech, informativ, klug und witzig durch den ganzen Abend.

Nach der musikalischen Ouvertüre durch Feli mit dem Akkordeon wurden die drei Slammer*innen  Lori Ila, Michael Schuhmacher und Klaus Urban auf die Bühne gebeten und Feli plauderte die Antworten der drei auf drei vorher gestellte Fragen: “Was hat Dich zum Slam gebracht?”, “Was magst Du an Menschen nicht?” und “Was magst du an ihnen?” aus.

Das Hündchen Lotte wurde dann in der Tasche auf die Bühne getragen und “flüsterte” Peter Küstermann die wesentlichen Regeln des Slam ins Ohr, die dieser dem Publikum mitteilte: Selbstgeschriebene Texte, keine Hilfsmittel, maximal 6 Minuten für den Vortrag und das Respektieren der Poeten. Die Jurymitglieder Regine, Daniela und Gerd wurden begrüßt und durften in den zwei Halbfinals die insgesamt sechs Texte zwischen 1,0 und 10,0 Punkten bewerten, während das Finale der beiden Finalisten durch Klatschen und Rufen des Publikums bewertet wurde. Um ein Gefühl für die Klaviatur der Benotung zu bekommen, dirigierte Feli das Publikum und ließ es unter viel Lachen zu den einzelnen Bewertungen den Applaus üben, von 1.0: “Nett, dass du dabei warst!” bis zum überschwänglichen Applaus für die 10.0, mit dem die Slammer*innen auch auf der Bühne begrüßt wurden.

Das Halbfinale begann mit Michael Schuhmacher, der eine Geschichte mit Versmaß vortrug und in die spießige Zeit der 50er Jahr reiste mit ihrem eigenen Rollenverständnis von Mann und Frau und den Bogen spannte in die Moderne, in der Männer auch selbt putzen können und Frauen sich mit Übergriffigkeit auseinandersetzen müssen.

Der zweite Text, ein Lied für die Gewerkschaft, war ein sprachlicher Ritt auf dem Schlachtfeld des Kampfes zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, mit pointierter Ironie über Boni, der Mär von der unsichtbaren Hand bis hin zu den Erfolgen der Gewerkschaft, zum Beispiel den Arbeitnehmerrechten.

Klaus Urban begann mit einer kurzen Sprachlernstunde für das Publikum, in dem er diesem ein Verb sagte und das Publikum den Substantiv bilden durfte, bis es sich lachend verhedderte und resümieren durfte, dass die Sprache eine Regel hat, nämlich dass sie unregelmäßig ist. Der erste Text “Familienbande” war ein virtuoses Sprachspiel mit Substantiven von Band, Bund, Bündnissen, Bündner Fleisch, Studentenbund bis hinter die Binde gießen über den Bleistift bis zur Entbindung und zurück.

Sein zweiter Text “Sie” war eine persönliche Geschichte über die Unterstützung der Frau, die er liebte, schilderte die einzelnen Phasen der Hilfe beim Aufstehen in der Nacht für den Toilettengang, dem Rollator, dem Gehen und Hinsetzen und verband die detaillierten Beobachtungen der Bewegungen mit Erinnerungen aus der gemeinsamen Vergangenheit. Eine bewegende Geschichte über den Lauf des Lebens, mit füreinander Dasein bis zum Ende des Lebens.

Loris erster Auftritt mit dem Gedicht “Tattoos” spielte mit dem Unterschied der Sichtbarkeit der Schmerzen in der Seele und im Körper, sichtbar durch das Bluten des Körpers, unsichtbar bleibt der Schmerz der Seele, dessen  Kompensation durch das Spiel mit dem bunten Pinsel auf der eigenen Haut und dem vergewissernden Blick in den Spiegel: “Das bin ich”.

Ihr zweiter Text “Würde ich dich noch lieben, wärest du ein Wurm?” behandelte bejahend das Verstehen ohne Worte, die Aufmerksamkeit, das Erzählen und Lauschen, das Vertrauen, das Beschützen und den Glauben, selbst geliebt zu werden, wenn sie ein Wurm wäre.

Die Jury ließ die beiden “alten Hasen” ins Finale ziehen. Nur knapp dahinter belegte Lori den dritten Platz, was für eine 17jährige mehr als nur ein beachtlicher Erfolg war.

Im Finale zeichnete Michael Schuhmacher mit spitzer und ironischer Feder ein Bild über die Mühen der Kulturveranstalter auf dem Land, die mit Tuba und Kapelle Kultur machen wollen, auf der Suche nach einer Location mit Ambiente, den Auseinandersetzungen mit Gema, VG Wort, der Gewerbeaufsicht und dem Begriff “vegan”, der seinen Ursprung ja bekanntlich in der “Invasion der Veganer” hatte.

Dieser humorvolle Beitrag wurde mit tosendem Applaus gewürdigt. Allerdings noch übertroffen von dem für den Finaltext “Wenn die Welt gerecht wäre oder wediwegewä” von Klaus Urban. In diesem emotionalen Text über die Ungerechtigkeiten der Welt wurden politische Personen, wie Trump, Erdogan und ihr Handeln “gewürdigt” sowie der Hunger in der Welt und die ungleiche Vermögensverteilung angeprangert.

Klaus Urban war somit der Sieger dieses Highlander Slams.

Zum Abschluss überreichte der erste Vorsitzende, Jannes Tilicke, den Slammer*innen unter tosendem Beifall des Publikums die Siegerpokale und Feli beendete diesen tollen und künstlerisch beeindruckenden Abend mit dem Akkordeon und einem Lied.

Carsten Stallbörger 


Der erste Science-Slam

Die Premiere im BÜZ am 06.06.2023

Samstag, den 02.06.2023

Moderation: Sabah Oumari und Thorben Schulte

Dieses Ereignis zog die Massen an. Wieder galt wie beim Pommes-Slam im Februar: Ausverkauft. Die Stuhlreihen wurden noch enger gestellt. Somit konnte dem großen Andrang begegnet werden. Um die Stehtische herum drängten sich ebenfalls die Besucher*innen.

Erstmals fand in Minden ein Science-Slam statt. Was war darunter zu verstehen? Zehn Minuten hatten die Slammer*innen Zeit, um ein Forschungsgebiet oder -projekt dem Publikum vorzustellen. Zehn Minuten, in denen sie komplexe Themengebiete ihrer Forschung anschaulich und unterhaltsam erklären konnten. Kurz und knackig, aber wissenschaftlich fundiert. Hilfsmittel wie Powerpoint-Präsentationen waren dabei erlaubt. Aber auch Live-Experimente, Musikeinlagen, Zeichnungen, Videos oder Requisiten.

Sabah Oumari und Thorben Schulte aus Göttingen moderierten den Slam souverän, obwohl sie erstmals im Team auf der Bühne standen. Die Zeitmessung übernahm Nikita aus dem Publikum. Sechs männliche Science-Slammer stellten sich dem Publikum. Richard Vogg aus Göttingen, Felix Stegmann aus Hannover, Paul Bischof aus Göttingen, Ali Doğan, neuer Landrat des Kreises Minden-Lübbecke, Burghard Fischer aus Bückeburg und Daniel Nowak aus Köln.

Peter Küstermann, der Slammaster des BÜZ, vergas nicht zu erwähnen, dass er sich intensiv um weibliche Teilnehmerinnen bemüht hatte. Ein Science-Slam sollte keine männliche Domäne sein. Er holte mit Melanie Ochsenfarth eine ehemalige Moderatorin auf die Bühne, mit der er viele Slams gemeinsam durchführte und würdigte dabei ihr Engagement.

Nach der schon obligatorischen Vorstellung der Slam-Regeln sowie der Preise konnte es endlich losgehen. Die Wäscheleine spielte an diesem Tag keine Rolle, die Reihenfolge der Starter oblag dem Publikum. Ein übliches Sacrifice entfiel dieses Mal. Stattdessen eröffnete Thorben Schulte mit einem Tautogramm, einer Sonderform der Alliteration, außerhalb des Wettkampfs den Slam-Abend (u.a. mit Andreas‘ Anruf an Anna).

Richard Vogg, der seit einem Jahr slammt, musste zuerst auf die Bühne. Eindrucksvoll trat er auf mit einem Vortrag „Von lernenden Lemuren und maschinellem Lernen“. Die gewöhnlichen Informatiker*innen, welcher Bildschirme, das Internet und Fingergymnastik mögen, aber kein Sonnenlicht, keinen Sauerstoff oder Bewegung, wurden zunächst skizziert. In Versuchen ging es um Soziales Lernen der Rotstirnmaki, einer Primatenart aus der Gruppe der Lemuren. Und um Scrounging – sei schlau und stell dich dumm. Dabei spielte das Lernen von Ameisen eine Rolle, die Rosinen aus Boxen hinaustrugen. Nach etlichen Trial-and-Error-Versuchen lernten die Lemuren schließlich, die Klappe der Boxen zu öffnen und sich der Rosinen zu bedienen. Ausgewertet wurden letztendlich 160 Videomaterial in einer Computer-Modellierung.

Felix Stegmann aus Hannover, gebürtig in Minden, begann mit einer Powerpoint-Folie „Wie Zucker* dein Immunsystem trainieren“. Ihm ging es um die Immunabwehr, um die „dummen“ Zellen in Konkurrenz mit den adaptiven Immunzellen. Was unterscheidet das angeborene vom adaptiven Immunsystem? Das System besteht aus einer angeborenen und einer adaptiven Immunität. Die angeborene Immunität greift sofort über unterschiedliche Mechanismen, wohingegen die adaptive Zeit braucht, um zu wirken. Der Slammer ging dabei auf Corona-Impfstoffe ein (“They are good, but they can be better”).

Paul Bischof, der dritte im Bunde, simulierte zunächst einen Arzt im weißen Kittel, um sich schließlich als Biologe zu outen. Er präsentierte eine Folie mit einer Fliege, Maja genannt, um zu fragen: Was wäre, wenn Maja eine Tangfliege wäre? Tangfliegen kommen in Algenmassen (vor allem Tang) an den Meeresküsten Europas vor. Die Frage lautete nun: Welche Bakterien sind in ihr drin? Majas Familie und Kinder wurden gefangen und kamen in den Kühlschrank, um später im Mixer zu Brei zu werden. Fliegen-DNA wurde aussortiert und der Slammer gelangte zu der Hypothese, dass Majas Mikrobiom dabei hilft, Seetang zu verdauen. Warum das ganze ...? (Feldarbeit auf Helgoland ist schön (schmunzelnd) und man kann damit Menschen helfen.)

Danach ging es in die verdiente Pause, die Theke war dabei natürlich geöffnet. Nach der Pause stieg erneut Thorben Schulte mit einigen Aphorismen ein.

Anschließend wurde Ali Doğan von seinem eigenen Sohn, der im Publikum saß, für den Auftritt gezogen. Für den Landrat war es der erste Slam-Auftritt. Er, von Beruf Jurist, bemerkte, dass es für einen Juristen schwierig sei, eine wissenschaftliche Abhandlung zu präsentieren. Daher legte er den Schwerpunkt auf seinen Lebenslauf unter der Prämisse „Wie ein Gastarbeiterkind zum Landrat wird“. Zuallererst ging er auf die richtige Aussprache seines Nachnamens ein. Das „ğ“ wird nicht mitgesprochen. Ali Doğan, geboren im ostwestfälischen Enger, trat 2006 in die SPD ein, aber nicht wegen Gerhard Schröder. Wesentlich geprägt wurde er vom Rheinland, wo er seine Frau kennenlernte. Zuletzt war er Dezernent in St. Augustin. Ferner konnte das Publikum noch einiges über die alevitische Religion lernen.

Der vorletzte Slammer war Burghard Fischer aus Bückeburg, von Beruf Meteorologe. Sein Vortrag befasste sich mit der Entstehung und der Genauigkeit von Wettervorhersagen. Er erläuterte dabei Prinzipien von Wettermodellen. Schließlich endete sein Vortrag mit dem Erläutern der Keeling-Kurve, die in der Klimaforschung von Bedeutung ist. „Die Keeling-Kurve ist die grafische Darstellung des mittleren globalen Konzentrationsverlaufs des Spurengases Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Erdatmosphäre seit dem Jahr 1958. Sie ist nach Charles David Keeling von der Scripps Institution of Oceanography benannt worden. Dieser konnte erstmals zeigen, dass die Konzentration des Treibhausgases durch Änderung der Landnutzung und Verbrennung fossiler Brennstoffe ansteigt.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Keeling-Kurve)

Daniel Nowak aus Köln benötigte den Beamer nicht, er trat mit der Gitarre auf. Er erläuterte seinen Werdegang unter dem BAYER-Kreuz in Leverkusen. Als Bibliothekar bot sich ihm die Möglichkeit – zunächst über eine Schwangerschaftsvertretung – bei BAYER zu arbeiten, seit 1989. Seine Songs behandelten die „Biochemie, die ich nie begriff“ oder die „Eminenz basierte Forschung“, bei sich bestimmte Professoren als Eminenzen deklarieren.

Ein Sieger musste auch noch gekürt werden. Das war schwierig angesichts der guten Darbietungen. Der Applaus war jeweils groß. Dennoch musste eine Entscheidung getroffen werden. Es gewann Richard Vogg und er erhielt den Pokal.

Nicht zu vergessen: Der Slam-Master Peter Küstermann verwies auf das 40-jährige Bestehen des BÜZ. Im August wird dieses gebührend gefeiert mit einem Highlander-Slam.

Volker Papke-Oldenburg


Poesie und Pommes

Samstag, den 25.02.2023

Moderation: Sabah Oumari und Vanessa Block

Das erste Slam-Highlight des Jahres im Mindener BÜZ fand im Februar statt. Es gab keine Plätze mehr: Ausverkauft. Die Stichwahl im vergangenen Jahr hatte ergeben: Der Pommes-Slam sollte an den Anfang gesetzt werden. Pommes gab es endlos für das Publikum, echte und unechte. Unechte Pommes für die Abstimmung, zwei für jede Person pro Wertungsrunde. Davon gab es zwei, unterbrochen von einer Pause, denn der Pommes-Verzehr und der Ausschank von Getränken war natürlich auch ein wiederkehrendes Ritual.

Im Rahmen der Veranstaltung stellte sich Funda Gür, seit Januar 2023 neue Mitarbeiterin im BÜZ, vor.

Sabah Oumari und Vanessa Block moderierten den Slam souverän, sie waren auch ein eingespieltes Team. Burghard und Najla fungierten dieses Mal als sacrifice, jeweils pro Wertungsrunde. Nach der schon obligatorischen Vorstellung der Slam-Regeln sowie der Preise konnte es endlich losgehen. Die Wäscheleine spielte an diesem Tag für die Reihenfolge des Auftritts eine wesentliche Rolle, andere Optionen wie den Zylinder hat es auch schon gegeben.

Julian, Jan St., Lori, Paula und Jan W. stellten sich dem Publikum. Einige waren neu auf der Bühne, andere dem Kulturzentrum bereits bekannt.

Wortgewaltig begann Julian mit den „Worten der Anderen“ und einem gesunden Egoismus dabei: „Es ist mir egal, wer ihr seid“. Jan St. wurde im Anschluss von der Leine gezogen. Er bezog sich in seinen Versen auf den Jahrestag im Ukraine-Krieg und konfrontierte ein friedensverwöhntes Europa mit der Zeitenwende. In einer verwundbaren Welt gab aber dennoch eine Friedenstaube Hoffnung. Lori, inspiriert von Julia Engelmann, rückte „kleine Engel am Abgrund“ in den Fokus; „Sterne, zu denen der Blick neigt“ und die Teilhabe zum strahlenden Stern, als eine Verkörperung einer geliebten, doch verstorbenen Person.

Paula als vierte Starterin gab tiefe und ernste Einblicke in Tagebucheinträge, versehen jeweils mit Datum. Thema: Der beste Freund, der sexuell übergriffig wird und dabei Panikattacken verursacht. Vor der Pause war letztendlich Jan W. der letzte Starter. Ihm ging es – passend zum Pommes-Slam – um eine Verabredung mit einer Dame vor einer Pommes-Bude und dem Vergleich „Ich finde dich so scharf wie Chili- Pommes“. Er war auf der Suche nach dem „knusprigen Gold“.

Mit einer ersten Abstimmung ging es in die verdiente Pause.

In umgekehrter Reihenfolge ging es dann weiter. Somit stand erneut Jan W. auf der Bühne. Ihm ging es um den Erwartungs- und Leistungsdruck vor dem Abitur. Paula setzte ihre Tagebuch-Berichterstattung fort mit aufkommenden Selbstmordgedanken bis zu der Entscheidung „Ich will leben“.

Lori trug poetisch in Reimform eine Erzählung einer kriegsgeschundenen Familie und deren letzten Stunden vor dem großen Schlag, im Kerzenlicht, vor. In "ein kleines Gesicht" vergeht langsam jedes Licht und die Hoffnung gleich mit.

Jan St. stellte einen alten – im Schaukelstuhl sitzenden – Mann vor, bei tickender Uhr im Hintergrund. Die tickende Uhr als Anspielung auf den Tod. Julian musste nun zum Abschluss noch ein zweites Mal auf die Bühne. Er behandelte brachiale Lyrik und gab überzeugende Einblicke in die Tinder-Show, stattfindend auf der Tinder-App, in diesem Fall explizit bezogen auf eine Tauschbörse für Geschlechtskrankheiten.

Julian gewann auch den Slam und konnte den Pokal entgegennehmen. Auf dem zweiten Platz landete Paula vor Jan St., Lori sowie Jan W..

Nicht zu vergessen: Der Slam-Master Peter Küstermann kündigte zwischendurch die weiteren Slams des Jahres an und verwies auf das 40-jährige Bestehen des BÜZ. Im August wird dieses gebührend gefeiert mit einem Highlander-Slam. Dafür wurde auch noch gesungen. Aber vorher gibt es im Juni einen Science-Slam.

Volker Papke-Oldenburg


Lesen für Bier

Samstag, 18.11.2022

Moderation: Selbst-Anmoderation in Begleitung von Peter Küstermann und Sabah Oumari
Bierausschank: Der Schankmeister Omar Arhim

Das Slam-Highlight des Jahres im Mindener BÜZ fand gleichzeitig mit dem Einbruch eines Temperatursturzes statt. Kalte Temperaturen sorgten dafür, dass das Publikum sich winterlich gekleidet auf den Weg zu dieser besonderen Veranstaltung machte. Glücklicherweise galten im Gegensatz zum Vorjahr die Corona-Regeln nicht mehr. Drei Egomanen – wie Peter Küstermann sie in der Ankündigung scherzhafterweise nannte – traten an, um einen Superpokal zu gewinnen. Es waren herausragende Interpreten und Interpretinnen ihres Genres. Bekannt waren sie dem Publikum durch vorherige Auftritte allemal. Karla „Feli“ Feles war aus Hamburg angereist, Michael Schumacher aus Xanten, Klaus Urban aus Hannover. Es war auch ein Slam der alten und erfahrenen Generation: In der Summe betrug das Alter dieser weisen Personen weit über 200 Jahre. Karla hatte sich trotz hartnäckiger grippaler Anzeichen auf den Weg nach Minden gemacht, Klaus war genesen von einer Nierentransplantation. Anwesend war auch die Spenderin – seine Frau. Geballtes Können und Engagement saß auf der Bühne. Geistig fit und verbal um keine Pointe verlegen – es waren eben Spitzenleute. Im September 2014 nahm Michael Schumacher erstmals in Düsseldorf an einem Wettbewerb teil. Seitdem ist der Xantener viel auf Achse. Karla „Feli“ Feles, eine ehemalige Lehrerin aus Hamburg, schreibt, malt, singt und näht. Klaus Urban hatte schon viele Slam-Auftritte im BÜZ, ferner eine eigene Ausstellung. Seine Biografie ist auf seiner Homepage bzw. unter Wikipedia nachlesbar.

Zu Beginn der Veranstaltung sammelte Sabah in einer Box Texte oder Bücher jeglicher Art aus dem Publikum ein. Ferner wurden in einer weiteren Box Wünsche gesammelt, wie gezogene Texte zu interpretieren waren. Möglichkeiten waren beispielsweise Sächsisch, Berlinerisch, Kölsch, Operette, voll krass oder dergleichen. Es gab dieses Mal keine Jury, das Publikum stimmte nach dem Prinzip Daumen hoch (für den Vortrag) bzw. Daumen runter (für den Text) direkt ab. Das Besondere war: Wurde für den Vortrag gestimmt, so mussten die Interpreten jeweils ein Bier trinken.

Die gezogenen Texte hatten oft wenig literarischen Anspruch, oft waren es Werbeprospekte von Lidl oder der Parfümerie Pieper oder Gebrauchsanleitungen. Letztendlich vergleichbar mit dem „Lesen für Bier“-Slam vergangener Jahre. Bücher mit literarischen Texten oder selbstgeschriebene Zeilen waren auch dabei. Um es vorwegzunehmen: Michael Schumacher zog einen selbstgeschriebenen wertvollen Text, der von einer Situation beim Einkaufen handelte. Trotz seiner guten Interpretationskünste votierte das Publikum bei der Abstimmung für den Text. Es war das einzige Mal während des Abends, so dass Michael bei der Wertung in Rückstand geriet.

Klaus Urban eröffnete den Wettstreit mit einem gezogenen Lidl-Prospekt. Mit souveränem Vollzug, somit landete das erste Bier bei ihm. Michael Schumacher und Karla Feles konnten mit ihrer Qualität das Publikum ebenfalls in Lachsalven versetzen. Es war eine Mischung aus Slam, Comedy und Kabarett. Vorzüglich. Jede Pointe, jede Interpretation war zu genießen. Eine Spitzenveranstaltung. Die Gunst des Augenblicks wurde genutzt, der Bezug aufeinander stimmte auch. Genial war es, wenn Michael Schumacher die Inhalte aus einem Biologie-Buch rappte oder wenn Karla Feles auf schwäbisch Silikonförmchen mit Gips füllte. Oder Klaus Urban, der eine Seite des BÜZ-Programmheftes auf kaschubisch intonierte. Oder nochmals Karla Feles im Rosamunde Pilcher Stil. Karla hielt trotz des grippalen Handicaps tapfer durch, ihre Stimme schien manchmal zu versagen. Aber es war großartig – wie bei den männlichen Pendants auch. Der Zapfmeister leistete auch volle Arbeit. Klaus Urban musste im Operetten-Stil ran: „Wann sind wir endlich da?“ Eine nervige Angelegenheit im Auto während einer Urlaubsfahrt nach Sardinien.

Das Publikum entschied sich bis auf das eine Mal immer für die Vortragenden, somit floss viel Bier und die Zunge wurde lockerer.

Der Siegerpokal musste am Ende vergeben werden. Wie sah nun Gerechtigkeit aus? Unter den Lachsalven des Publikums demontierte Michael Schumacher den Pokal und hielt letztendlich drei Elemente in den Händen, die dann verteilt wurden. Das war wirklich gerecht.

Es war ein mitreißender Abend von guter Qualität und das Publikum verließ voller Zufriedenheit das BÜZ.

Volker Papke-Oldenburg

Fotos: Detlef Müller


U20 gegen Ü20 am Samstag, 22.10.2022

Jung gegen Alt 

Moderation: Sabah Oumari und Karla „Feli“ Feles

Spielt das Alter im Poetry Slam eine Rolle? Vielleicht. Oder macht die Erfahrung den entscheidenden Unterschied? Abhängig sind die Vortragenden immer von der Jury, die sich oft spontan aus dem Publikum rekrutiert, oft aber auch sehr erfahren ist.

Sabah Oumari und Karla „Feli“ Feles moderierten den Slam wie erfahrene Hasen, Jung und Alt ergänzten sich gut. Obligatorisch war wieder einmal der Verweis auf die Trophäen, die Jury und die Regeln. Eine kleine Abänderung wurde präsentiert: Es gab zwei Pokale – für U20 und Ü20. Daniel war dieses Mal sacrifice. An der obligatorischen Wäscheleine hingen an diesem Abend vier Namen: Amelie und Lori für die U20-Starterinnen, Anna-Lisa und Niko für den Ü20-Bereich. Ferner gab es kurzfristig einen Special Guest, Max, welcher außerhalb der Wertung auftrat.

Die Gäste hatten teilweise einen längeren Anfahrtsweg, dafür gab es viel Applaus.

Daniel begann als sacrifice. Mit der Gitarre sang er einen Parodie-Text für einen 88-Jährigen, der nicht mehr lebt, auf Halleluja mit Refrain. Max, der Special Guest, trug einen Text über das Kontrollverhalten in der Liebe vor, über Gewinnen und Verlieren. Übersteigt die Liebe die Logik?

Nun ging es mit dem eigentlichen Slam los. Lori wurde zuerst gezogen. Sie nahm auch zuletzt am Erotic-Slam teil und präsentierte auch dieses Mal etwas aus der Kategorie Erotik. Speziell ging es um die Erotik von Zartbitterschokolade. Schokolade überzieht alles, Schokolade wirkt wie dunkles Gold. Weiter ging es mit Niko. Ihm ging es um Gedanken beim Tanz, Schritt nach hinten, zur Seite, nach vorn. Um aktuelle Gedanken wie dem Abholzen des Hambacher Forstes, was geht mich das an? Amelie schreibt seit vier Jahren, speziell gesellschaftskritische Texte. Im BÜZ ging es um ein Liebeslied: Du bist der Deckel meines Topfes. Und um das eigene Unperfektsein. Anna-Lisa, auch schon oft im BÜZ dabei, die mit den Ohren wackeln kann, trägt engagiert einen Rap vor: Das Landei-Manifest. 18 Jahre in Wermelskirchen gelebt – mit Bussen, die ausfallen, mit geschnittenen Hecken und dem ständigem Grillgeruch in der Nase.

Nach einer Pause und einem Pausenfüller mit Akkordeon, von Feli gespielt, hatte auch Daniel noch einen Kurzauftritt.

Es ging in umgekehrter Reihenfolge weiter. Anna-Lisa begab sich in die familiäre Vergangenheit ihrer Großeltern vor und während des Zweiten Weltkriegs: Dort, wo heute Krieg herrscht, in der Südukraine. Sie zitiert ihre Großmutter mit „Ich fürchte mich“ am 05. September 1939 und der Ablenkung mit einem Puppenspiel. Lyrik im Krieg. Amelie steht vor dem Altar. Die Entscheidung: Der Tod und ich. Morgens sage ich Ja zum Tod. Niko berichtet über Atemnot, über musikalische Inspirationen – gelebt wie mit einem Joint, polyrhythmisches Dur und Moll und dem Fegefeuer aus dem aktiven Nichts. Lori hat einen eigenen Text komponiert, genannt "Lady's never start fights. But they DO finish them". Hierbei entzieht eine junge Frau ihrem Mobber seine gestohlene Macht. Er hat Angst vor ihr, der Sprache, der Mimik. Dann holt er aus. Sie siegt. Lässt ihn jedoch nicht fallen. Sie geht ... sie hat es beendet. Er lässt von ihr ab. Anna-Lisa gewann souverän vor Amelie und Lori. Anna-Lisa und Amelie erhielten die Pokale. Es gab viel Applaus.

Der nächste Slam wird ein Highlight sein: Lesen für Bier.

Volker Papke-Oldenburg

Fotos: Detlef Müller


Erotikslam am 23.09.2022

Der „heiße“ Poetry Slam 

Moderation: Sabah Oumari und Vanessa Block

Endlich konnte es weitergehen mit dem Poetry-Slam im BÜZ. Im Hintergrund an den Wänden des BÜZ war weiterhin die von Peter Küstermann spontan organisierte Ausstellung zum Krieg in der Ukraine zu sehen.

Sabah Oumari und Vanessa Block moderierten den Slam souverän, sie waren auch ein eingespieltes Team. Die Stimmen klangen erotisch, Rotlicht war das Codewort. Das Licht im BÜZ war auf Intimität eingestellt. Peter Küstermann war dieses Mal sacrifice. Nach der schon obligatorischen Vorstellung der Slam-Regeln sowie der Preise konnte es endlich losgehen. Die Wäscheleine spielte an diesem Tag keine Rolle, die Reihenfolge wurde aus einem Zylinder gezogen.

Fünf engagierte und teilweise auch im BÜZ schon erfolgreiche Slammerinnen und Slammer stellten sich der Jury im Publikum: Burghard, Julian, Lena, Lori und Michael. Sie hatten teilweise einen längeren Anfahrtsweg. Allein dafür gab es schon einen gebührenden Applaus.

Burghard wurde zuerst aus dem Zylinder gezogen. Ihm ging es um die Berührung am Tresen und die erotischen Geschichten in der Kneipe, zunächst verbal und der dann folgenden langsamen Entkleidung. Lori war inspiriert von Julia Engelmann. Ein Gedichttext führt sie in eine andere Liebes-Sphäre. Sie weiß, wo sie ist und endet, mit „Für immer mein, für immer dein.“ Julian spielt auf den Zusammenhang von Erotik und Tod an. Im Text ist sein Gegenüber der Untergang. Michael slamt über die Landluft, wobei Charlotte in den Swingerclub geht. Wortspiele mit Rainer Maria Rilke oder der Rügenwalder Mühle runden seien Vortrag ab. Lenas Vorstellung basierte auf „Was Männer lieben, und Frauen hassen“ und der Frage „Vermisst deine Frau dich, wenn du mich mit mir triffst?“ Sehr überzeugend und authentisch wirkte dieser Beitrag, obwohl er nur Fiktion war.

Nach der Pause war es erneut Lena, die auf die Bühne musste. Es ging um Ghosting und Orbeting. Wir drehen uns umeinander und „Wo fängt der Wahnsinn an?“.

Michael war der „rasende Live-Reporter“, der aus der Stadthalle Wuppertal bei Anwesenheit des Oberbürgermeisters von einem Sex-Wettbewerb berichtete. Spannend war seine Darstellung bis hin zum Finale, welches das Team Barmen gewann. Für Julian, der prägnanter Weise aus Wuppertal kam, ging es um die Metapher der zwei mit Steinen befüllten Töpfe. Dabei ging es um das Gute und Schlechte des Vaters, wobei auch das Teuflische aus ihm sprach. Loris Slam-Beitrag behandelte im Gedicht 100 und 1 das Mutig werden, die Sekunden des Näherseins und das Fühlen „wie Wachs in seinen Händen“. Burghard letztendlich stellte Nahtoderfahrungen und die Mächte der Wölfe vor.

Die Abstimmung: Michael gewann souverän vor Lori und Julian. Dem Publikum gefallen haben aber alle Teilnehmenden, die Moderatorinnen erhielten ebenfalls tosenden Applaus.

Volker Papke-Oldenburg

 


Poesie und Pommes am 27.08.2022

Am 27.08.2022 veranstaltete das BÜZ einen weiteren Poetry-Slam-Abend unter dem Titel “Poesie und Pommes”.

Junge und junggebliebene Autor*innen waren aufgefordert, ihre eigenen Texte auf der Bühne zu präsentieren und die Wertung des Publikums gespannt entgegenzunehmen. Das BÜZ war mit gut 50 Gästen gefüllt, die mit ihrem Eintritt kostenlos mit Pommes versorgt wurden und und acht Gummipommes erhielten, mit denen sie ihre Favoriten in zwei Wertungsrunden wählen konnten.

Durch den stimmungsvollen Abend führte das Moderatorenduo Kara Ehlert und Sabah Oumari mit Witz und Leichtigkeit. Nach einer kurzen Begrüßung der Gäste durch Peter Küstermann wurden die vier Autor*innen Lori, Kevin, Michaela und Paige auf die Bühne gebeten und vorgestellt, sowie die Regeln erläutert: jeder Text musste selbst verfasst sein, der Vortrag sollte nicht länger als fünf Minuten lang sein und nachdem alle vorgetragen hatten, durfte das Publikum durch den Wurf der Gummipommes in einen oder mehrere Sektkübel, jeder enthielt den Namen eines der vier Autor*innen, seine Wertung abgeben. Sollte der Vortrag des Textes länger als fünf Minuten dauern, so ertönte eine Glocke und das Publikum durfte durch “Daumen hoch” oder “Daumen runter” entscheiden, ob der Vortrag fortgesetzt oder abgebrochen wurde.

Außer Konkurrenz begann Thorben den Abend mit dem Vortrag eines Tautogramms, eines Textes, in dem alle Wörter mit dem gleichen Buchstaben beginnen. Sein “Andreas Anruf an Anne” begeisterte das Publikum mit sprachlicher Virtuosität und Humor.

Die erste Runde der Konkurrenz startete mit einem Gedicht von Lori, genannt "Leben", das virtuos und vielfältig all die Dinge des Lebens, die schönen und die weniger schönen beschrieb. Kevin begann mit einer Triggerwarnung, u.a. wegen Pädophilie und Missbrauch. Sein Text “Teddybäraugen” führte in die Welt eines jungen Homosexuellen, war intensiv, voller Schmerz und Hoffnungen, ehrlich und direkt. Auch Paige entführte das beeindruckte Publikum mit ihrem Text “Orangen” in eine persönliche Welt, in das Bemühen, den eigenen Körper anzunehmen und das eigene Leben zu führen, trotz Bulimie, Anorexie und Depression. Michaela beschrieb vielschichtig die Schwierigkeit der Entscheidungen zwischen Himmel und Erde und all den anderen Extremen des Lebens auf der Suche nach einer Heimat, dem Finden eines Zuhauses.

Alle Autor*Innen erhielten für den Mut ihres Auftretens und dem Beeindrucken durch ihre Worte großen Applaus vom Publikum, das daraufhin durch seine Wertung die erste Runde abschloss. Die zweite begann in umgekehrter Reihenfolge der ersten.

Michaela stellte in ihrem Text vielschichtig die Frage, warum die Menschen soviel trennendes Verhalten gegenüber anderen Menschen zeigen, während beispielsweise sich um Obst gekümmert wird, in dem wir es auch bewusst verzehren, wenn es nicht den Standardnormen entspricht.

Paige entführte beeindruckend mit ihrem Text “Verstecken” in die Erfahrung des gefesselt seins an das Bett, die Vorstellung des nahenden Todes, das Abschiednehmen von den Eltern und das Präsent bleiben nach dem Tod durch das Auslegen von Notizen, um verstecken zu spielen.

Kevin wiederholte die Triggerwarnung für seinen Text “Das Frage-Antwort-Spiel, das ich Leben nenne” und spielte intensiv auf der Klaviatur seiner Erfahrungen, von Schmerz, Hoffnung und Sehnsucht nach Erfüllung.

Den Abschluss der zweiten Runde bildete Lori mit ihrer Kurzgeschichte “Der Kampf im Goldfischglas”, in der sie phantasievoll ihre Goldfische gegen ein Piratenschiff und die Piraten kämpfen ließ. Das Publikum zeigte sich durch jeden Vortrag beeindruckt und stimmte über die zweite Runde ab.

Die Zeit der Auswertung überbrückte das Moderatorenduo durch ein lockeres Zwischenspiel, der Frage “Wer hat noch nie”. Es stellte den Zuschauern fragen, wie: “Wer hat seinen Urlaub in Europa verbracht?” und forderte diejenigen Zuschauer aufzustehen, die die Frage bejahen konnten.

Die anschließende Präsentatiion des Gesamtergebnisses brachte Paige und Michaela in das Finale. Jede durfte einen weiteren Text vortragen und die Siegerin des Abends war diejenige, die den größten Applaus erhielt.

Paige entwickelte in ihrem Text “Cola im Glas” eine Geschichte über die Wünsche und Irrungen einer jungen Frau, die dünn sein möchte für Jungs, das Lieben des Leidens und die Fehlerhaftigkeit dieser Ansichten versteht und um den richtigen Weg kämpft. Manuela spielte in ihrem Text mit den Freuden und dem Leid eines Urlaubs und dem Übergang zurück in das Leben als Lehrerin.

In dem abschließenden tosenden Applaus ging Paige knapp als Siegerin vor Michaela hervor. In der Ehrung auf der Bühne erhielt  sie den Siegerpokal, gefüllt mit Pommes, die anderen erhielten eine mit Pommes gefüllte Keramikschale als Trostpreis.

Somit endete ein stimmungsvoller Abend mit beeindruckenden, vielfältigen Texten der jungen und junggebliebenen Autor*innen.


U20 NRW-Slam am 28. und 29. Mai 2022

Mikro frei für den Slam-Nachwuchs! Johnny Luu startete für den BŪZ-U20-Slam bei der LandesMeisterschaft in der Gütersloher Weberei, unterstützt von unseren Slamfans. (Fotos: D. Müller)


Ladies Slam am Samstag, 04.03.2022

Moderation: Sabah Oumari und Karla „Feli“ Feles

Sabah Oumari und die kurzfristig für Vanessa Block eingesprungene Feli moderierten den Ladies Slam souverän wie ein schon immer eingespieltes Team.

Die Lebendigkeit und das Entertainment von Feli - mit teilweise improvisierten, aber dennoch gut gelungenen Gesangseinlagen - kamen im Publikum besonders gut an.

Peter Küstermann war voll der Begeisterung. Nach der schon obligatorischen Vorstellung der Slam-Regeln sowie der Preise konnte es endlich losgehen.

Fünf engagierte und teilweise auch im BÜZ schon erfolgreiche Lady-Slammerinnen stellten sich der Jury im Publikum: Anna-Lisa aus Wuppertal mit dem zusätzlichen Talent des Ohrenwackelns, Najla, Lehrerin  aus Bielefeld, Michaela, Lehrerin aus Vlotho, Lena aus Hamburg sowie Karola.

Sie hatten teilweise einen längeren Anfahrtsweg. Allein dafür gab es schon einen gebührenden Applaus.

Die Ladies hatten jeweils sechs Minuten Zeit, ihre Texte über Diskriminierung im Alltag, Sexismus, Rassismus, Generationenkonflikte, Sehnsüchte, Verzweiflung, Grenzüberüberschreitungen, Wendepunkte, Hoffnung oder Neubeginn vorzutragen.

Anna-Lisa, die erste Starterin, rückte ihre Oma in den Fokus, ein wunderbarer Mensch, der ihr Leben bereichert hat. Eindrucksvoll mit vehementer Stimme im Rap Stil berichtete sie von der Kittelschürzen-Braut, von ihren E-Bike-Fahrten oder dem Verwenden von Apfelessig statt Sagrotan beim Reinigen.

Michaela war danach auf der Bühne. Einen Tag vor einer Klassenfahrt in die Türkei zu einem Erasmus-Projekt, ging es ihr um dir Erziehung eines Welpen. Ein erlebnishafter Spaziergang an der Weser vom Wälzen im stinkenden Fisch bleibt in bester Erinnerung. Dennoch ist ihr Welpe der Schatz ihres Lebens.

Najla, ein bekanntes Gesicht im BÜZ, widmete ihren Text ihrer Mama, die auch vor Ort war. Es ging um den Gastarbeiter-Status in Minden, um das tunesische Dorf, in dem sie aufgewachsen war und um das Ankommen in Deutschland, wo sie nicht auffallen wollte.

Karola, einst Chemiker, nun Pferdepflegerin, machte die Sprache mit all ihren Verwerfungen zum Gegenstand, auch in der historischen und patriarchischen Entwicklung, maskulin dominierend.

Lena aus Hamburg mit ihrem Hobby des Umziehens erzählte von einer Dreierbeziehung, vom Sex mit einem verheirateten Mann, von Wünschen und Verletzungen. Sehr überzeugend und authentisch wirkte dieser Beitrag, obwohl er nur Fiktion war.

Die zweite Runde lief wie gewohnt in umgekehrter Reihenfolge ab.

Lena musste folglich sofort erneut auf die Bühne. Der zweite Text handelte vom Sprichwort „Wer schwindeln will, muss leiden“ in allen Facetten. Wie kann ich mir gefallen? Oder dem Appell, dass Schönheit an keine Bedingungen geknüpft ist.

Karola ging es im zweiten Abschnitt erneut um die Sprache: Die Semantik des Altweibersommers, die Sprache in den germanischen Götter- und Heldensagen der Edda oder Lokis Schmähgedicht.

Najla fragte nach den Strukturen von Rassismus bei der Frage „Woher kommst Du?“ Es ging dabei um Heimat und um Verwurzelung.

Michaela verfolgte beim zweiten Auftritt den Ansatz, was nicht alles verloren werden kann. Kann man sich selbst verlieren? Muss man sich verlieren, um sich selbst zu finden? Bis hin zu der persönlichen Erkenntnis „Ich verliere gerade meine Haare, alles andere ist aber noch da“.

Anna-Lisa hatte dieses Mal ihren Großvater im Visier, der so gerne Apfelkompott mochte, während es seit drei Jahren nur Flüssignahrung gab. Sie erinnerte sich an Kirschbäume und Himbeersträucher im Garten. Letztendlich war es ein Liebesgedicht an den Großvater.

Doch nun zur Abstimmung: Es gab hohe Wertungen für die gute Qualität der Poetinnen. Lena gewann knapp vor Anna-Lisa und Michaela. Dem Publikum gefallen haben aber alle Ladies, die Moderatorinnen erhielten ebenfalls tosenden Applaus. 

Volker Papke-Oldenburg

 


COMEDY SLAM am Samstag. 05.02.2022

Moderation: Sabah Oumari und Liz Kaiser

Auch im Winter 2022 war Corona ein bestimmendes Thema beim ersten Poetry-Slam in diesem Jahr im BÜZ. Peter Küstermann und die beiden Moderatorinnen stellten die gültigen Corona-Regeln vor. Es war eine weitere Veranstaltung, die den Kultur- und Kunstschaffenden Hoffnung gab. Der Saal war gut gefüllt. Die Moderatorinnen erläuterten dem Publikum die Slam-Regeln und stellten die Preise vor.

Daniel aus Köln, einer der anwesenden Slammer, trat zur Probeabstimmung als sogenanntes sacrifice auf. Mit der Gitarre produzierte er einen Maracuja-Song im Reim auf Halleluja. Anschließend durfte das Publikum durch die Lautstärke beim Klatschen seine Slam-Fähigkeiten honorieren.

Eva-Lisa aus Mülheim an der Ruhr, eine erfahrene Slammerin, wurde als erste Starterin von der Wäscheleine gezogen. Ihr erster Text bezog sich auf eine Reise in die Zukunft in das Jahr 2070. Der Mensch, Krone der Schöpfung, beutet den Planeten unerbittlich aus, es kommt zur Überbelegung im Raumschiff auf der Flucht von einer unbewohnbaren Erde, die letzten Menschen ersticken in Qual, aber dem Universum ist es egal.

Sven aus Bochum, 26 Jahre alt, ging es seinem Beitrag um seine persönliche Homosexualität, um Sextechniken, Ex-Freunde und Ex-Lover. Die Couch im Raum spielte dabei eine wesentliche Rolle.

Als dritte Slammerin der ersten Runde ging Najla aus Bielefeld an den Start. Sie präsentierte eindrucksvoll eine Hommage an Viva la mama. Dabei präsentierte sie eine Jojoba-Lotion als Anspielung auf die Zeugen Jehovas. Aber es ging auch um Karl Lauterbach und um das Impfthema: Mama hatte Angst.

Lennard hatte einen Gute-Laune-Text, in dem er mit den Wartezeiten beim Besuch des Finanzamtes Köln-Süd zu kämpfen hatte. Mit der Wartemarke Nr. 42. Er schilderte gekonnt und temperamentvoll seine gedanklichen Inspirationen in dieser ihm unendlich lang vorkommenden Zeit und beschrieb eine suizidgefährdete Depression.

Daniel, schon bekannt als sacrifice, beschrieb Kommentare eines Vogelhändlers mit einem Reim auf Dieter Bohlen.

Nach einer Pause ging es in umgekehrter Reihenfolge in die letzte Runde.

Daniel blieb bei seinen Reim-Schemata, dieses Mal in Form von Schüttelreimen. Es ging um Amerikaner in indischen Klamotten oder um Mädchen aus Arizona, aber auch um Günter Grass oder Günter Eich.

Lennard slammte professionell von einem Fahrradtest samt Anhänger durch Köln, von einer Liebeserklärung an die Fahrradtour, die letztendlich acht Stunden dauerte, obwohl nur 15 km zu bewältigen waren.

Sven packte Aspirin, Zahnpasta und andere Dinge in einen Turnbeutel und ging auf Reisen. Dabei sinnierte er „how gay-love could be?“.

Najlas Interesse galt den Sozialen Medien und Instagram-Profilen, ferner dem Distanzlernen in Pandemie-Zeiten und den Marotten und Missverständnissen bei einer PIN-Eingabe.

Eva-Lisa widmete sich den großen und kleinen Dingen gesellschaftlicher Realität: Wer wandert in den Knast oder wird bestraft? Wer keine Kurkarte an der Ostsee vorzeigen kann oder wer sich im Großen der Geldwäsche schuldig macht?

Der Slam machte allen Beteiligten und dem Publikum sehr viel Spaß. Lennard gewann vor Eva-Lisa und Sven und nahm den Siegerpokal aus den Händen der Moderatorinnen entgegen.

Volker Papke-Oldenburg

 


LESEN FÜR BIER! am Freitag, 12.11.2021

Moderation: Sabah und Mohamad Oumari

Es war ein Slam-Format der besonderen Art, welches das Publikum an einem Freitag begeisterte. Vor gut gefüllten Rängen unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln fand dieses Format besonders viel Zustimmung und Beifall. An diesem Abend trafen zwei Szenestars aufeinander: Michael Schumacher und Karla „Feli“ Feles. Sie trugen keine eigenen Texte vor. Zu Beginn der Veranstaltung sammelte Mohamad in einer grünen Box Texte jeglicher Art aus dem Publikum ein. Ferner wurden in einer weiteren Box Wünsche gesammelt, wie gezogene Texte zu interpretieren waren. Möglichkeiten waren beispielsweise Sächsisch, Plattdeutsch, Oper, Operette oder dergleichen. Es gab dieses Mal keine Jury, das Publikum stimmte nach dem Prinzip Daumen hoch (für den Vortrag) bzw. Daumen runter (für den Text) direkt ab. Das Besondere war: Wurde für den Vortrag gestimmt, so mussten die Interpreten jeweils ein Bier trinken. Omar war eigens als Schankmeister engagiert worden.

Im September 2014 nahm Michael Schumacher erstmals in Düsseldorf an einem Wettbewerb teil. Seitdem ist der Xantener viel auf Achse, sechs bis acht Mal im Monat im Schnitt. Er schreibt seit zwanzig Jahren. Karla „Feli“ Feles aus Hamburg schreibt seit neun Jahren, malt, singt und näht. Sie hatte eigens ihre Gitarre mitgebracht und stellte zu Beginn des Slams zwei ihrer poetischen Songs („Vergessen einer Liebesbeziehung“, „Ich will ein Scheinwerfer sein“) vor.

Nachdem die Siegestrophäen – der obligatorische Pokal und ein Buch von Jan-Philipp Zymny - vorgestellt waren, konnte es endlich losgehen. Peter Küstermann verwies darauf, dass der Abend eine Challenge darstelle. Das letzte Battle dieser beiden Künstler*innen auf der BÜZ-Bühne hatte Michael Schumacher gewonnen.

Die gezogenen Texte hatten in der Regel wenig literarischen Anspruch, oft waren es Gebrauchsanleitungen oder Texte aus Büchern („Opa kriegt nichts mehr zu trinken“). Oder eine Führung durch die Maggi-Werke. Oder um das Sammeln von Punkten mit der Deutschland-Card bei EDEKA.

Michael Schumacher eröffnete den Wettstreit um die Trophäen. Sein zu lesender Text sollte „voll krass“ vorgetragen werden. Es gelang ihm souverän, somit landete das erste Bier bei ihm. Karla Feles stand ihm um nichts nach, im Operettenstil setzte sie ihren eher belanglosen Text in Szene. Damit war ein Unentschieden erreicht. Der Zapfmeister musste volle Arbeit leisten. Bis zur Pause war ein 3:3 – Zwischenstand erreicht, handelte es sich doch um überragende Interpret*innen. Im RAP-Stil, Ur-Berliner Slang, Hamburger Slang oder á la Rosemunde Pilcher musste gestaltet werden.

Nach der Pause änderte sich der Modus geringfügig. Die Slammer*innen konnten für ihr Gegenüber jeweils aussuchen, in welcher Mundart die Texte interpretiert werden sollten. Dabei ging es dann um den Dunkelblau-Modus, die große Oper, ein Vortrag á la Christian Lindner – ein schwieriges Unterfangen -, den Kölsch-Dialekt oder um Erotik. Das Publikum entschied sich immer für die Vortragenden, somit floss viel Bier und die Zunge wurde lockerer.

Letztendlich gab es ein Remis, beide hatten den Sieg verdient und es wurde auf ein Stechen verzichtet. Der Pokal ging an diesem Abend an Karla Feles, da Michael Schumacher beim vorletzten Aufeinandertreffen bereits einen Pokal mit nach Hause genommen hatte.

Es war ein mitreißender Abend von guter Qualität und das Publikum verließ voller Zufriedenheit das BÜZ.

Peter Küstermann dankte allen Beteiligten: Den Moderator*innen, den Slammer*innen, der Technik und den Buftis.

Volker Papke-Oldenburg


DEAD-OR-ALIVE am Samstag, 26.09.2021

Die Schlacht der Worte aus Vergangenheit und Gegenwart. Lebende Poeten gegen tote Dichter. Moderne gegen Klassik. Subkultur gegen Hochkultur. Wer trägt die Poesie wirkungsvoller, mitreißender, wortgewaltiger vor? Sind es die Schauspieler*innen, die verstorbene Dichtergrößen wieder zum Leben erwecken? Unter ihnen Klaus Urban (Foto) als Kurt Tucholsky. Oder sind es die lebenden Slam-Poet*innen des Hier und Jetzt, die ihre selbstgeschriebenen Texte vortragen? Jede*r Starter*in (ob lebendig oder tot) hat sechs Minuten, um die Zuschauer*innen für sich zu begeistern. Das Publikum stimmte darüber ab, wer den Siegespokal erhält.

Moderation: Vanessa Block und Sabah Oumari.


Phönix-Slam am Samstag, 26.06.2021

Moderation: Sabah Oumari und Vanessa Block

Es war eine weitere Veranstaltung, die Hoffnung für die Kultur- und Kunstschaffenden in Zeiten der Lockerung von Corona-Einschränkungen gibt.

Im BÜZ war ein Live-Slam mit Publikum möglich, das Einchecken mit der Luca-App gehörte zum neuen Standard. Am Platz konnten die Masken abgenommen werden und sogar Getränke serviert werden. Das waren optimale Voraussetzungen für eine Hybrid-Veranstaltung, denn gekoppelt mit einer Online-Veranstaltung, die auf Twitch-TV auf den Seiten des Kulturzentrums live zu sehen war, wurde vor Ort und im Netz abgestimmt. Es war ein Novum für einen Poetry-Slam im BÜZ.

Sabah Oumari und Vanessa Block moderierten den Phönix Slam souverän. Sie erläuterten die Modalitäten der Abstimmung vor Ort sowie die Koppelung der Präsenzergebnisse mit den Online-Resultaten. Ferner stellten sie die zu gewinnenden Preise vor: Einen Pokal sowie diverse Bücher. Dabei gab es zunächst zwei Durchgänge.

Vier engagierte und schon erfolgreiche Phönix-Slammer*innen stellten sich der Online-Jury im Netz und den anwesenden Gästen: Lena, Anna-Lisa, Lennard und Ruven.

Sie waren weit angereist – aus Bonn, Göttingen, Bochum und Dortmund. Dafür allein schon gab es einen entsprechenden Applaus.

Die Vortragenden hatten jeweils sechs Minuten Zeit, ihre Texte über Diskriminierung im Alltag, das Leben mit Depressionen und Verzweiflung, Demenz der Großmutter, Trennung, Wut, Grenzüberüberschreitung, Wendepunkte, Hoffnung oder Neubeginn vorzutragen. Es waren überwiegend sehr persönliche und authentische Texte, die mit viel Gefühl und Leidenschaft vorgetragen wurden. Gefallen hat die Ehrlichkeit der Aussagen, verbunden mit Appellen, Personen mit Handicaps zu würdigen, ernst zu nehmen und in die Gesellschaft zu integrieren.

Anna-Lisas erster Text rückte Treffen mit der dementen Großmutter in den Fokus und beschrieb literarisch gut inszeniert Phasen von Besuchen im Pflegeheim bis zum Stehen vor dem Grab. Der zweite Text galt dem Tatort „Mädchensport“, dem Training mit Menstruation, sexuellen Übergriffen beim Sport oder die Diskriminierung beim Mannschaftssport wie dem Fußball.

Ruvens Beiträge verglichen das zarte Aufwachen aus der Corona-Pandemie mit seiner authentischen Lebenssituation, dabei verwendete er die Metapher „dem Totengräber von der Schüppe gesprungen zu sein“. Er beschrieb tiefe Phasen der Depression aus verschiedenen Betrachtungsperspektiven. „Wie – du hast Probleme? Du bist doch immer so happy.“

Lenas Auftritte handelten von der Suche nach der Heimat auf der Suche nach Identität, von ständigem Umziehen und Ängsten davor, dass die Zeit davonläuft.

Sie beschrieb diverse Entwicklungsstadien bis hin zur Erkenntnis, dass Zuhause überall sein kann. Heimat – das sind wir.

Lennard hatte zu kämpfen mit den Wartezeiten beim Besuch des Finanzamtes Köln-Süd, mit der Wartemarke Nr. 42. Er schilderte gekonnt und temperamentvoll seine gedanklichen Inspirationen in dieser ihm unendlich lang vorkommenden Zeit und assoziierte Gebetsteppiche oder „Per Anhalter durch die Galaxis“ mit diesem Erlebnis. Ferner beschrieb er originell Situationen des Smalltalks wie dem täglichen Treffen mit dem Pizzaboten.

Nach zwei Durchgängen kristallisierten sich zwei Favorit*innen nahezu punktgleich für ein Finale heraus: Lennard und Lena. Beide hatten einen dritten Slam-Beitrag von außergewöhnlich hoher stilistischer und literarischer Qualität parat.

Lennard betrachtete das Entweder-Oder beziehungsweise Null oder Eins aus Sicht von hypermoralisierenden Zeitgenossen, die die Zwischenwerte zwischen diesen Extremen negieren. Kunstvoll dargestellt am Thema „Vegan“: „Bist Du Veganer oder doch nicht“? Ist die Ausnahme bei einer Pizza mit Mozzarella erlaubt oder ist dies verwerflich? Lena rückte das Thema Wunder in den Vordergrund, konkretisiert u.a. am Wunder des Lebens und dem „Neun Monate Wunschkind“ sowie weiteren Phasen im Leben dieses Wunschkindes.

Es war ein mitreißendes Finale von guter Qualität. Lennard siegte ganz knapp vor Lena, den dritten Platz belegte Anna-Lisa.

Peter Küstermann dankte allen Beteiligten: Den Moderatorinnen, den Slammer*innen, der Technik und den Buftis. In einer Abstimmungspause verwies er auf den kommenden Slam am 25.9.2021 „Dead or alive“.

Volker Papke-Oldenburg


ZAP! Rückblick Ladies Slam im BÜZ am 27.03.2021

In Zeiten von Corona – Wir machen weiter - mit Online – Veranstaltungen

Moderation: Sabah und Mohammad Oumari

Das war eine Veranstaltung, die Hoffnung für die Kultur- und Kunstschaffenden in Zeiten von Corona-Einschränkungen, Abstandsregeln, Lockdown und nächtlichen Ausgangssperren gibt.

Dem BÜZ gelang es, mit einer Sondergenehmigung eine Online-Veranstaltung zu kreieren, die auf Twitch-TV auf den Seiten des Kulturzentrums live zu sehen war. Live wurde dabei auch abgestimmt. Dieser Bericht erstmals aus der Sicht eines Stream-Zuschauers, der abhängig war von der Kameraführung und den Einblendungen der Regie.

Sabah und Mohammad Oumari moderierten den Ladies Slam. Beide waren im Jahre 2015 – aus Syrien kommend – nach Deutschland geflüchtet und sind dem Kulturzentrum durch viele erfolgreiche Projekte im Zusammenspiel mit hiesigen Künstler*innen bekannt. Peter Küstermann, der Slam-Master Minden, würdigte beide zu Beginn dementsprechend.

Vier engagierte und schon erfolgreiche Lady-Slammerinnen stellten sich der Online-Jury im Netz: Eva-Lisa aus Dortmund, Anna-Lisa aus Bonn, Alina aus Lippstadt sowie Najla aus Bielefeld. Sie waren in Pandemie-Zeiten weit  angereist. Dafür allein schon gab es gebührendes Lob.

Die Vortragenden hatten jeweils fünf Minuten Zeit, ihre Texte über Diskriminierung im Alltag, Sexismus, Rassismus, Generationskonflikte, Wut, Verzweiflung, Grenzüberüberschreitung, Wendepunkte, Hoffnung oder Neubeginn vorzutragen. Dabei gab es zunächst zwei Durchgänge.

Eva-Lisa wurde als erste Starterin gezogen. Ihr erster Text behandelte sachlich zunächst statistische Elemente deutscher Frauen wie Durchschnittsgröße oder Bildungsabschlüsse. Emotionaler wurde sie, als es um eine Anhörung vor einem ausschließlich aus Männern bestehendem Gremium bei einem Gerichtstermin ging, als eine Frau nochmals über sexualisierte Gewalterfahungen aussagen sollte, und wie persönliche Leiderfahrungen einfach mit viel Bagatellisierung abgetan werden.

Anna-Lisa, die zweite Starterin, hatte die weibliche Periode und die damit verbundene empfundene Diskriminierung in den Fokus ihres Slam-Textes gerügt: Frauen verdienen weniger und zahlen in ihrem Leben 2800 Euro mehr für Tampons. Daher die Forderung nach kostenlosen Tampons in Pilotprojekten. Ein Projekt für mehr Gleichberechtigung und Humanität. Mit viel Gestik und Dynamik trug sie die Anliegen vor.

Alina aus Lippstadt war im Gegensatz zur Vorgängerin leiser und poetischer. Ihr ging es darum, dass niemand immer schön ist, um den Wunsch nach Perfektion und der Abkehr davon. Eitelkeiten und Verletzungen spielten bei ihr eine wichtige Rolle.

Als letzte Slammerin der ersten Runde ging Najla an den Start. Sie präsentierte eindrucksvoll als Ich-Erzählerin die Differenz von Inside und Outside, von diversen Ich-Rollen. Im Inside: Aufgeregte Gefühlszustände, das Kribbeln von Nadeln auf der Haut, die Wut oder Ohnmacht. Im Outside: Angepasst sein, Bildung als Rettung.

Die zweite Runde lief in umgekehrter Reihenfolge ab.

Najlas Thematik war: Reisen in der Türkei. Travelling all alone to Alania. Wie komme ich aus dieser Nummer wieder heraus? Sie schilderte durchaus sehr humorvoll ihre Erfahrungen und ihren Umgang mit Männern beim Verlassen des Hotels – über einen möglichen Bikini-Kauf, auch darüber, dass „Bauer sucht Frau“ bekannt war.

Alina sprach in ihrem zweiten Part von der Unerbittlichkeit der Verteilung der Geschlechterrollen: Er sitzt auf seinem Thron, sie darunter. Der Vollkommene und die Fehlerhafte.

Anna-Lisas Thema war, dass Frauen Opfer von struktureller Gewalt und Diskriminierung sind.

Beindruckend war auch Eva-Lisa als letzte Poetin in dieser Runde. Themen waren das Leben an sich und der Sinn des Lebens. Eine Persiflage über den Körper. Was macht der „blöde Körper“ mit mir?

Während in der ersten Runde Najla eine überwältigende Abstimmungsquote auf sich vereinen konnte, ging die zweite Runde an Eva-Lisa. Somit ging es für beide Poetinnen ins Finale. Eva-Lisas Slam-Beitrag bestach in seinen Reimen und behandelte humorvoll und ironisch ihren Vater: Im Kühlschrank steht seit vermutlich 30 Jahren ein Glas mit Knoblauchsoße, der Fliesentisch im Wohnzimmer mit der Fernsehzeitung. Der Vater, der alles im Griff hatte, bis zum Tod der Mutter. Der dann aber noch das Klavierspielen lernt. Najlas Text war inspiriert von der Ode an die Muse: Komm zurück, meine Muse. Die Gedanken wollen Beachtung, ich aber auch.

Es war ein mitreißendes Finale von guter Qualität. Eva-Lisa siegte vor Najla, den dritten Platz belegte Alina.

Peter Küstermann dankte allen Beteiligten: Den Moderator*innen, den Slammerinnen, der Technik und den Buftis. In einer Abstimmungspause verwies er auf die kommenden Slams am 26.6.2021 „Break the rules“ und am 25.9.2021 „Dead or alive“.

Slam auf Youtube

Vier Top Poetinnen aus Bonn, Dortmund, Lippstadt und Paderborn trugen am 27.03.2021 auf unserer Bühne zu einem wunderbar atmosphärischen Abend bei. Mit überraschenden, kritischen, engagierten, bewegenden, heftigen, nachdenklichen und anklagenden Texten über ihre Erfahrungen in dieser Gesellschaft. Das Geschwisterduo Sabah und Mohamed Oumari aus Damaskus moderierte erfrischend zum ersten Mal unseren Mindener Poetry Slam.

Den ganzen Slam gibt’s hier: 


ZAP! Rückblick W.a.e.M.-Slam On Tour am 20.02.2021

Am 20.02.2021 war das das Team vom W.a.e.M. - Slam aus Stadthagen zu Gast. W.a.e.M. - so heißt das beliebte Spoken Word Ereignis im dortigen Kulturzentrum „Alte Polizei“. Die Abkürzung steht für „Worte aus erstem Mund“.

Die bekannten Moderatoren Verena & Klaus Urban zählen nicht nur zu den hervorragendsten deutschsprachigen Slamteams, sondern moderierten flott und charmant ihren eigenen Slam on tour bei uns in Minden. Und die Starter*innen haben sie gleich mitgebracht: Andres Pierre Peinelt, Eva-Lisa . Lena Meckenstock und Nikos Sioulis. Neue Slammer*innen mit tollen Texten!

Der Live-Stream lief auf twitch.tv/kulturzentrumbuez, das Voting für die Poet*innen fand Online im Chat statt.

Moderation: Verena & Klaus Urban


ZAP! Rückblick U20-SLAM am 29.01.2021

Aufgrund der aktuellen Coronaregelungen musste diese Veranstaltung leider ohne Publikum vor Ort stattfinden. Die Künstler traten aber „live“ im BÜZ auf! Das Video ist ein Mitschnitt der Liveübertragung auf Twitch.

Moderation: Sabah Oumari und Ben Schafmeister

1. Teil

2. Teil


LESEN FÜR BIER am Sonntag, 25.10.20, im BÜZ Minden

Das neue Literaturformat in Minden

Bibel, Böll oder Bild – Michael Schumacher und Karla „Feli“ Feles haben alles gelesen, was die Gäste ihnen mitgebracht haben. Und sie tranken für das Publikum. Entweder sie gewannen – oder der Text.

Das Konzept ist so simpel wie gut: Eure Texte – unsere Performance: Bring einen Text mit und drück die Daumen, dass er besser ist als der Vorleser oder die Vorleserin. Dann geht das Gratis-Bier an dich. Die Entscheidung trifft das Publikum. Der Schankmeister war Peter Küstermann.


#ME TOO SLAM am Samstag, 12.09.20, im BÜZ Minden

Moderation: Klaus Urban und Ben Schafmeister

Klaus Urban, der im BÜZ durch seine grandiosen Slam-Auftritte bekannt ist und schon viele Trophäen und Preise abgeräumt hat moderierte gemeinsam mit dem jungen Ben Schafmeister, der ebenfalls Moderationserfahrung hat und auch schon auf vielen Bühnen mit seinen Texten stand.

Klaus Urban war es wichtig, darauf zu verweisen, dass ausgerechnet zu dem sensiblen Thema #ME TOO zwei weiße Männer moderierten, da sie kurzfristig eingesprungen waren. Hinzu kam dann noch, dass Klaus Urban zur Generation der „Alten weißen Männer“ gehört. Er war sich der Problematik bewusst.

Vier junge engagierte und zum Teil schon sehr erfolgreiche Teilnehmerinnen stellten sich der Jury: Daniela, Anna Lisa, Kara und Janina. Hinzu kam ein Teilnehmer der älteren Generation: Horst.

Die Vortragenden hatten jeweils fünf Minuten Zeit, ihre Texte über Wut, Verzweiflung, Grenzüberüberschreitung, Wendepunkte, Hoffnung oder Neubeginn vorzutragen. Dabei gab zwei Durchgänge.

Die Jury war homogen zusammengestellt: Junge und alte Jury-Mitglieder mit Slam-Erfahrung waren vertreten, ebenso einheimische und zugewanderte; die Bewertungsregeln waren vertraut.

Daniela wurde als erste Starterin gezogen. Ihr erster Text handelte von den Lebensweisheiten, die sie als Kind von ihrer Mutter vermittelt bekommen hatte. In Deutschland gebe es im Vergleich zum Iran Gleichberechtigung von Mann und Frau. Daniela sprach in ihrem Text ihre Mutter an, dass sie nicht Recht habe. Manches sei zwar besser als im Iran, z.B. Berufe zu ergreifen, allerdings sei oft die Bezahlung schlechter. Auch slamte sie über Alltagsrassismus, der ihr auch aus der Politik begegnet sie. Sie wurde aufgefordert, in ihre Heimat zurückzugehen. Im zweiten Beitrag ging es um die Frage, warum Fluchtgeschichten und -erfahrungen Fragen des Feminismus sind. Daniela schilderte dabei ihre Gefühle der eigenen Fluchterlebnisse, dass sie einfach nur „sein“ möchte.

Janinas Beitrag handelte von einem hungernden Mädchen und der Abhängigkeit von einem Mann, der ständiges Fasten fordert. Sie schildert die brutale Abhängigkeit von diesem Mann. Der zweite Vortrag behandelte „Fallende Engel“, wobei Grenzüberschreitung und Verletzungen durch einen Mann thematisiert wurden. Die Frau sucht Liebe, der Mann Sex.

In sehr beindruckender Weise schilderte Kara sehr persönliche Erfahrungen in ihrem Text „Hunger nach Mehr“ über Magersucht, den Kampf um weniger Kalorien, über künstliche Ernährung und Wendepunkte in ihrem Leben. Beim zweiten Vortrag berichtete sie die Situation einer Frau, die in der Schule gelernt hatte „Mein Körper gehört mir“. Zehn Jahre setzt sie sich mit dem bei sexuellem Missbrauch mit dem Erlernten auseinander und muss erfahren, dass ihr Körper nicht ihr gehört.

Anna Lisas erster Text handelte von sexualisierter Gewalt, Vergewaltigung, den Ängsten und dem Trauma, damit zu leben. Sie skizzierte Wendepunkte: Das öffentliche Ansprechen des Missbrauchs, den Aufschrei, die Beratungsstelle. Zwölf Millionen Frauen leben laut Statistik in Deutschland mit Formen von sexualisierter Gewalt. Im zweiten Text ging es um die Kälte und Gefühlslosigkeit eines Partners bei einer Schwangerschaft und die zurückgebliebenen Gefühle der Frau.

Horst schließlich fragte, ob er, der keine direkte Berührung zu #ME TOO habe, zu diesem Thema etwas schreiben dürfe. Er schrieb von Gewalterfahrung und -erleben als Kind in der Schule, als es darum ging, die Ideologie der Nationalsozialisten zu befolgen. Im zweiten Text ging es um den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, um sogenannte „Teufelskinder“, wobei die Opfer zu den Tätern gemacht wurden, da sie angeblich die Priester verführt hätten.

Auf den dritten und zweiten Platz wurden unter dem Beifall des Publikums Daniela und Anna Lisa gewählt. Verdiente Gewinnerin war Kara, die den Pokal von Frau Rust überreicht bekam.

Volker Papke-Oldenburg


Warum sich unser Slam in der Provinz lohnt

Ein kleiner Wortwechsel auf myslam.de 

Hallo, liebe Poetinnen und Poeten- liebe Slammaster-Kollegen und Kolleginnen!

Ich moderiere einen Slam in der Provinz. Minden in Westfalen hat 80.000 Einwohner, und unser Kulturzentrum BÜZ war vergangenen Samstag gut gefüllt mit „dankbaren 150 Zuschauern", wie AIDA schreibt. Unser Stammpublikum schätzt und honoriert gute Poeten wie ihn und Linn und Seb, die Sieger unseres Herbstslams.

Heute möchte ich mal eine Lanze brechen für die manchmal etwas voreilig geschmähten  „kleinen" Slam-Orte. Das Mindener Tageblatt begleitet seit Jahren interessiert und detailliert jeden Slam im BÜZ - und versteht sich durchaus nicht als „Hofberichtserstattung", sondern als sachliche Wiedergabe einer zeitgenössischen Form gelebter Literatur in unserer Stadt.

Wir sind in der glücklichen Lage, dass neben verschiedenen Sponsoren und dem Trägerverein des BÜZ auch das Kulturamt unsere Slams immer mal wieder fördert, weil es sie als Bestandteil und Bereicherung der lokalen Kultur-Szene ansieht.

Das hilft uns, immer wieder neue Besucher und Teilnehmer zu gewinnen und auch Slam Poetry in die Schulen hineinzutragen als Teil Kultureller Bildung, es hält unsere Slams abwechslungsreich, spannend und generationsübergreifend.

Minden freut sich darauf, im nächsten Jahr eine „Außenstelle" des NATIONAL zu sein. Herzlich willkommen dann zum „U20/Ü40-Slam" in der Provinz!

Peter Küstermann
Slammaster am Kulturzentrum BÜZ in Minden 

 

Antwort von Franzi Röchter 

Peter, die Lanze brauchst du gar nicht mehr brechen, dass dir das bereits gelungen ist, zeigte das aus allen Nähten platzende BÜZ am vergangenen Samstag. Es gibt ein paar wirklich handfeste gute Gründe, warum der BÜZ-Slam in Minden sich steigender Beliebtheit erfreut (sind 80.000 Einwohner denn noch Provinz? Ist Minden nicht das Tor zur Welt? ;-) ,,Der Hafen Minden ist ein Binnenhafen, der um das Wasserstraßenkreuz Minden herum am Mittellandkanal und an der Weser angelegt ist und Minden mit den Seehäfen an der Unterweser und in Hamburg verbindet. Er besteht aus vier Hafenbecken ... ,, aus: Wikipedia):

  1. Du hast jedesmal eine sehr gute Co-Moderatorin!
  2. Bei dir gibt's allermeistens etwas Leckeres zu essen (von griechischem Buffet bis vegetarischen Gemüseeintopf mit gefühlten ca. 20 Brotsorten ... ). Das ist eine ganz tolle lebensnotwendige Sache für alle, besonders für die Weitgereisten ...
  3. Bei dir können Slammer sogar in einem komfortablen Hotel übernachten.
  4. Bei dir bekommen Slammer gute Fahrtkostenerstattung.
  5. Der Minden-Slam hat automatisch und von selbst immer eine sehr gut gemischte (Alters)struktur, sowohl bei den Slammern als auch bei den Zuschauern. Er kommt somit der ursprünglichen Idee des Slam sehr sehr nah. Von 14-über ca. 90 Jahre sind deine Slammer, auch ohne Ü-40, Ü-50 ...
  6. Die Location - eine umgebaute Kirche, die Bühne ein umgebauter Altar- finde ich klasse.
  7. Seit der down-votende Mensch ohne Haare verschwunden ist, kann man sagen: ein sehr freundliches und wertschätzendes Publikum.

Dass der Minden-Slam ein paar Eigenheiten aufweist, die ihn vielleicht von anderen Slams unterscheidet ( eine vorausbestimmte, aber jedesmal andere Jury aus gestandenen Literaten und Literaturkennern oder Zugehörigen des Literaturvereins für die ersten beiden Runden, erst in der Finalrunde Publikumsabstimmung), ist akzeptabel. Noch transparenter wäre vielleicht das Durchmischen der Namen und anschließende Aufhängen auf der Wäscheleine VOR den Augen des Publikums, vielleicht ist mir das aber nur entgangen. Jeder Slam hat schließlich seine Besonderheiten, von Walnüssen bis detaillierten Bewertungen von JEDEM Publikumsteil, die ausgezählt werden müssen bis anschließende Sektrunde für die Teilnehmer (ist auch immer klasse!) bis was weiß ich ...

Vielleicht hätte man bei dem nicht gerade kleinen Teilnehmerfeld von 12 in der ersten Runde ein P-Päuschen einlegen sollen, wegen dem Bier und so. Das wäre bei der guten Stimmung bestimmt in Strömen geflossen ...

Du schreibst: ,,Unser Stammpublikum schätzt und honoriert gute Poeten wie ihn (Anm. des. Verf.: AIDA) und Linn und Seb, die Sieger unseres Herbstslams." Das könnte implizieren, dass der Rest unter ferner liefen war. War er aber nicht. Zweifellos haben die explizit Genannten den Laden enorm gerockt, aber auch Markus Neuert, Jana-Chiara, Gabi, die Schauspielerin mit verschiedenen Rollen, Kolja, der Rapper etc. (alle Namen weiß ich nicht mehr) waren keineswegs zu verachten, und es war stellenweise sehr sehr knapp mit den Wertungen. Eine Zuschauerin und Jurymitglied meinte in der Pause, dass sie überrascht sei über das durchweg hohe Niveau bei diesem Slam.

Antwort von Sebastian 23

There you go - ich wünschte nur, dass meine Idee mit dem U20-Ü50-Slam öfter aufgegriffen würde!

Aber wenn jetzt auch noch das Mindener Tagblatt darüber berichtet, dann ist das Konzept so gut wie auf dem Broadway!

Überhaupt - Glückwunsch, dass sich bei euch eine ganze Zeitung als "sachliche Wiedergabe einer zeitgenössischen Form gelebter Literatur" versteht!

Aber wieso Ü40? Das sind doch noch halbe Küken - da kann ja sogar ich bald mitmachen ...

Wie auch immer - ein schöner Werbetext, tolle Formulierungen und gute Worte drin.
Ich freu mich auch, wenn Minden sich freut!

 


Rückblick 07.03.2020 - Ladies' Slam


Kisha Friesen startete für die Slam-AG des BÜZ beim Poetry Slam in der Alten Polizei in Stadthagen 27.02.2020

Die Reihe Waem-Slam (Worte aus erstem Mund) der Alten Polizei mit Klaus und Verena Urban als Moderatoren findet auch in diesem Jahr wieder statt. Ein Abend, an dem Menschen jeden Alters zusammenkommen und sich mit selbstgeschriebene Texten der Starter anhören.

So kamen auch diesmal verschiedene Poetinnen und Poeten  mit selbstgeschriebenen Texten in das Kulturzentrum „Alte Polizei“ nach Stadthagen und traten gegeneinander an. Klaus Urban benannte das Ganze auch als einem modernen Dichterwettstreit – wobei der altbackene Klang womöglich falsche Erwartungen weckt. Denn tiefsinnige Lyrik ist bloß eine von vielen Facetten, die einen beim Slam erwartet. Von herzergreifenden Geschichten, wie beispielsweise vorgetragen von Kisha Friesen (BÜZ Minden) über ihre Erkrankung oder Sadaf Zahedi, die über Kriegserfahrung und Flucht spricht, bis zu charmant-witzigem Storytelling mit Comedy-Touch von Mathias Lingott.  Es ist nahezu alles denkbar.

Die Veranstalter haben sehr auf eine ausgewogene Mischung geachtet, sodass es zu starken Stil- und Stimmungswechseln kommen konnte. Ein Poetry Slam ist also immer auch ein bisschen Überraschungsei und alles andere als langweilig. Ein toller Abend, den es sich lohnt zu besuchen.

Inga Peußner


Rückblick 15.11.2019 - Slam-Workshop mit Anna Sophie Malecha

In unser Poetry Slam AG für jedermann trainieren wir regelmäßig das Schreiben und Vortragen von eigenen Texten. Wer schreiben kann, ist klar im Vorteil – ob im Alltag oder für die Bühne. Sophie Malecha (Kreativtherapeutin und BÜZ-Starterin bei den deutschsprachigen Slam Meisterschaften) lud ein zum achtsamen Schreiben über Themen, die einem „auf dem Herzen“ liegen. Ihre selbst konzeptionierten Schreibübungen halfen im Umgang mit Schreibblockaden.

Auch was Sinneseindrücke mit Spinnen und ihren Netzen zu tun haben, erfuhren die Teilnehmer*innen in diesem Workshop. Und vieles mehr über „kreatives“ Schreiben jenseits von alltäglichen 'To-Do' Listen und Nachrichten in Messenger Diensten. Jede*r konnte in sich hineinhorchen und über den Stift mit sich selbst auf Tuchfühlung gehen, um neue Schreibformen entdecken.

Feedback Gitte Michusch

Es ist spannend, von den eingeladenen Autoren und Autorinnen Anregungen zu Themen zu bekommen. Außerdem bin ich immer wieder überrascht über die Vielfalt der Interpretationen durch die anderen Teilnehmer.

Anna Sophie Malecha hat uns beim letzten Workshop etwas Neues geschenkt. Sie hat uns mit ihrem ganz besonderen Spinnennetz ein "Werkzeug“ an die Hand gegeben. Mit diesem Schema lassen sich Eindrücke sowie Gefühle festhalten und Gedanken ordnen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit diesem System spielend neue Zusammenhänge zu konstruieren.

Vielen Dank geht von mir an die geladenen Referentinnen, die Teilnehmern/innen, Peter Küstermann und das BÜZ.


Rückblick Kogge-Slam 2019

Unser literarischer Wettstreit "Europäische Autor*innen gegen Poetry Slammer*innen" war ein voller Erfolg. Die Starter*innen der internationalen Autorenvereinigung DIE KOGGE haben alle lange Publikationslisten. Sie bewiesen, dass sie deshalb aber keine "Wasserglasleser" geworden sind, sondern genauso lebendig vortragen können wie die jungen frechen Slampoet*innen aus unseren Workshops. Und die widerlegten erfolgreich das Vorurteil, sie beherrschten keine Grammatik und ihre Texte hätten keinen literarischen Tiefgang.Im Gegenteil: das Publikum war begeistert von der hohen Qualität der Beiträge und dem lebendigen Vortrag. Die Jury aus dem Publikum wählte den KOGGE-Autor Horst Landau(81) zum Sieger, er erhielt den Pokal überreicht von der ehem. Stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Minden Helga Rust. Zweite Siegerin wurde die Slampoetin Vanessa Klaus(22). Das Publikum äußerte den Wunsch nach Fortsetzung der KoggeSlams. Das Kulturzentrum BÜZ plant in 2020 Kreativ- Workshops "Grandpa and me". 


Comedy Slam bei Martini um 12

Der deutsche Meister im U20-Slam Benjamin Poliak kam nach Minden, um wieder am Fuß der Martinitreppe gegenüber dem alten Rathaus gegen hiesige Stand-up Comedians und Slammer*innen zu „battlen“. Spaß und flotte Unterhaltung zur besten Shopping Time, am Samstag im Herzen der Stadt. Anna Sophie Malecha und Peter Küstermann moderierten diesen Dichterwettstreit mit viel Witz, Humor und Tempo, intergenerativ und interkulturell. Den Siegespokal erhielt der Titelverteidiger Benjamin Poliak, dicht gefolgt von Ben Schafmeister.

Das war unser Comedy Slam MARTINI UM 12, Open Air in Minden. And the winner is: Benjamin Poliak (Paderborn).Außerdem am Start waren Ben Schafmeister (Porta Westfalica), Mechthild Podzeit-Lütjen (Wien), Sabah Oumari (Damaskus/Minden), Michael Schumacher (Xanten), Martin Janke, Minden). Tolle Texte, super Wetter, Prima Publikum (150 Mindener*innen, frisch ge-gendert ). Dank an Sophie Malecha für die gelungene Co-Moderation!

Im anschließenden Workshop für Slam-Interessierten verriet der deutsche U20-Meister Tipps und Tricks für das Schreiben und Vortragen von Comedy-Texten unter dem Titel „Man darf über alles Witze machen. Aber was nicht in Ordnung ist, das ist Hass.“ Immerhin gewann er den Comedy Slam 2018 mit einem ironischen Text über seine jüdische Herkunft, inklusive "Geld, Weltherrschaft und lustige Namen".


U20 NRW Slam in Hamm am 18./19.05.2019

Für das Kulturzentrum BÜZ startete die Nachwuchspoetin Ronja Lobner aus Petershagen. 


"Ey, sag mal Peter, kannst du eigentlich auch slammen?"

Ja klar. Die Antwort gab er unter anderem am 04.05.2019 in Wernigerode in Sachsen-Anhalt. 


WAEM Slam in Stadthagen am 4. April 2019

Für das Kulturzentrum BÜZ startete die junge Poetin Sabah Oumari aus Damaskus/Minden. 


OWL U20 Slam in Bielefeld am 3. April 2019

Für das Kulturzentrum BÜZ startete der Nachwuchspoet Johnny Luu aus Minden. 


Slam Workshop "Sprich dich aus" in der Hohenstaufen Schule am 22.03.2019

Die Reihe „Sprich Dich aus“ war durch niederschwellige spielerische Elemente geprägt: viel Spaß machten den Kindern z.B. die Rolle als Marktschreier für ihre Lieblingspflaumen und die Artikulationsübungen „mit vollem Mund“. An der Steigerung positiver Adjektive von „schön“ bis „superaffengeil“ erfuhren sie, dass Poetry Slam auch mal frech sein und „un-anständige“ Alltagssprache verwenden darf. An Bilderbüchern wie „Ottos Mops“ von Ernst Jandl übten wie spielerisch den Gebrauch von Vokalen und Konsonanten. Dann führten wir sie über erzählerisch-märchenhafte Formen und Artikulationsspiele behutsam an den sprachlichen Wettbewerb heranführen. Viel Raum nahm das Erkennen und Einüben der Performance-Elemente Mimik, Gestik und Intonation ein – immer ausgehend von vertrauten Elementen wie den Emojis in den Schreibprogrammen auf ihren Handies.

Neben dem Üben der Ausdrucksfähigkeit und Performance standen auch hier Freude und Spaß am spielerischen Umgang mit Sprache im Vordergrund. Positiv war, dass jederzeit interessierte KollegInnen anwesend waren, sich auch zum Teil an den Aufgaben beteiligten. Weitere nutzten die „Gelegenheit, „mal eben reinzuhören“, und waren herzlich willkommen. Zu ihrem Erstaunen konnten wir auch Schüler, die als konzentrationsschwach oder verbal benachteiligt galten, zum Schreiben und zum Vortrag unterschiedlich langer Texte bewegen. Themen wie z.B. „Ratet mein Lieblingstier“ banden alle Beteiligten ein und ließen keine Langeweile aufkommen, ebenso wie häufiger Wechsel der Medien und Inhalte. Gern arbeiteten die Kinder im Team zu zweit, das half gegen Schwellenangst. Auch die Vorbereitungen für den abschließenden Auftritt waren mit viel Lampenfieber begleitet bis zum krönenden Finale, dem schulinternen Slam vor allen Schülern der Schule. Fast alle Kinder wollten unbedingt auftreten (entgegen den Befürchtungen einiger Kollegen, es würden sich nicht genug melden)  und taten das mit Energie und schauspielerischem Geschick.

Richtig war sicher die Entscheidung, nicht einen einzigen Sieger auszuloben, sondern jedem/r ProjektteilnehmerIn  anschließend eine Medaille zu überreichen, die dann stolz getragen wurde.

Die Arbeit mit den Kindern war bereichernd, wir würden sie gern mit weiteren Klassen wiederholen.

Peter Küstermann

Förderer

Dr.-Strothmann-Stiftung