2023
Weltrettungsmaschine
Kunstworkshop-Reihe
Weltrettungsmaschine
Kunstworkshop-Reihe
Das Kunstprojekt Weltrettungsmaschine dient zur interkulturellen und intergenerationellen Begegnung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Es wird initiiert von der Männergruppe "Feierabend“(von uns in der Altentagesstätte " Treffpunkt " mit Untertstützung vom Förderfonds Kultur & Alter nachhaltig etabliert,, Teilnehmeralter 50 -100 Jahre ) mit unseren Kultur-Scouts (Gruppe geflüchteter Jugendlicher im BÜZ).
Unter Verwendung von Papier, Pappe, Kunststoff, Verpackungsmaterialien, Klebstoff und Acrylfarbe erstellen sie mit unterschiedlichsten Werkzeugen ein Gesamtkunstwerk für den öffentlichen Raum.
Jede/r Teilnehmende bringt seine eigene Ideen ein: Zum Beispiel wen und was sie/er retten möchte. Dabei werden mit den angebotenen Materialien Einzelprojekte verwirklicht mit künstlerischer Begleitung durch die Mixed Media-Künstlerin Manuela Johne -Sander, https://www.art-manu.de/
Die einzige Bedingung dabei ist, dass die entstandenen Werke am Ende zu einem großen Gesamtwerk zusammengefügt werden. Die Installation wird collagenartig aufgebaut sein und dabei in einem beschränken Maße die 3. Dimension erreichen.
Das künstlerische Arbeiten in der Gruppe erzeugt eine gemeinschaftliche Atmosphäre. Jede/r erfährt sich als Teil von einem großen Ganzen , während alle die Welt auf unterschiedliche, eigene Art retten möchten.
Es geht weiter ...
Kunstworkshop mit Manuela Johne-Sander
16.06.2023
Zum vierten Termin der gemeinsamen Arbeitsgruppe erschienen hauptsächlich die jugendlichen Teilnehmer von den Kulturscouts, um an ihren in den vorhergehenden Sessions entstandenen Teilprojekten der am Ende zusammenzufügenden Weltrettungsmaschine weiter zu schrauben, zu kleben, neu zu entwerfen und auszuführen. Die deutschen "Adoptivopas" glänzten großteils wegen einer auf ein älteres Besucherpublikum ausgerichteten Parallelveranstaltung des gegenüberliegenden Treffpunkt Johanniskirchhof – manchmal lassen sich eben Überschneidungen nicht vermeiden.
Um so besser traf es sich, dass sich auch neue, junge Interessenten, die durch Mundpropaganda oder die Webseite buezdigital.de von dem Projekt erfahren hatten, einfanden. So war der Workshop dennoch gut besucht.
In einer von Peter Küstermann locker und humorvoll moderierten Vorstellungsrunde wurden die Neuen willkommen geheißen. Gleichzeitig wurden sie in die Zielsetzungen und die Ausdrucksmöglichkeiten des Weltrettungsmaschinen-Unternehmens eingeführt.
Nach Peters Einführungsrunde kam die Gruppe, etwa fünfzehn an der Zahl aktiv an die Reihe. Aus den teils von den Teilnehmenden mitgebrachten Objekten und den gestellten Basis-Materialien (etwa verschieden große Holzplatten, kleinen Kunststoffelementen, Farben, Werkzeugen etc.) wurden in Kleinarbeit die unterschiedlichsten Dinge kompiliert: drei Jungs arbeiteten am technischen Herz der Maschine, Objekten, die wie mit allerlei Hochelektronik bestückte Leiterplatten wirkten; zwei junge Damen applizierten verschiedene moderne und traditionelle Papierdekors auf einen Pappuntergrund, so dass ein ästhetisch ansprechendes Mosaik aus verschiedensten Formen und Farben entstand. Sachen entstehen zufällig aus der Zusammenführung einzelner objets trouvés - Kunstblumen aus Seide etwa mit einem Unterbau aus Draht, der wiederum das Oberteil eines Vogelkäfigs gewesen sein könnte. Schönheit und Harmonie der Verbindung als wichtige Elemente der Weltrettung, wobei die Blumen ein junger syrischer Geflüchteter, das metallische Gebilde einer der am Projekt teilnehmenden Senioren beisteuerte.
Manuela Johne-Sander als künstlerische Initiatorin und Fachfrau achtete mit aufmerksamem Blick auf die zur Verfügung gestellten Werkzeuge und Grundmaterialien sowie die entstehenden Objekte, gab den jungen Teilnehmenden Tipps zu Arbeitsablauf und Gestaltung, was die wiederum voller Interesse aufnahmen und in ihre eigenständigen Interpretationsleistungen übersetzten.
Weil bekanntlich mit Musik alles besser geht, legte Mohammed Oumari im Hintergrund ein wenig syrische Popmusik auf. Beim Einschalten der Anlage gab es versehentlich einen lauten Knall, was allgemein mit kurzen Äußerungen des Schreckens, aber auch der Heiterkeit quittiert wurde, als einer der Jugendlichen "Flashback in Syrien" rief. Die Traumata der Vergangenheit sind auf ihre Weise eben immer noch präsent …
Die kreative Arbeitsatmosphäre war einerseits locker und entspannt, aber auch sehr konzentriert: ein Handyanruf klingelte lang vor sich hin und wurde nicht beantwortet, weil die Teilnehmerin gerade tief in die manuelle Ausarbeitung ihres Kunstwerks versenkt war.
Nach rund anderthalb Stunden wurde eine kurze Schlussrunde gehalten. Alle bereits fertigen und angefangenen Objekte wurden auf der Bühne des BÜZ zusammengetragen und kurz vorgestellt; vorher bereits wurden die Arbeitsplätze erstaunlich diszipliniert aufgeräumt und der Raum ausgefegt. Schön zu beobachten war auch, wie die erfahreneren Teilnehmenden des Workshops die neu Hinzugekommenen unter ihre Fittiche nahmen. Nicht wenige offenbarten eine erstaunlich zielgerichtete Vorstellung vom Einsatz von Symbolen (etwa weiße Rosen als positives Zeichen von Hoffnung). Es entstanden sogar ganze erzählbare Geschichten aus den zusammenmontierten Versatzstücken - Prozesse, die bei den Folgeterminen weitergeführt werden.
Spannend wird sein, zum Schluss die Gesamtmontage der einzelnen Kunstwerke zu sehen - die "amtliche" Weltrettungsmaschine!
Marcus Neuert
Das Gesamtkunstwerk in der Betrachtung
Besuch des rekonstruierten Merz-Baus von Kurt Schwitters im Sprengel-Museum Hannover
Kunstworkshop am Freitag, 05.05.2023, mit Manuela Johne-Sander
Gut organisiert und verteilt auf vier Fahrzeuge machten sich die Kultur-Scouts und die Senioren auf den Weg nach Hannover. Pünktlich wurde das Sprengel-Museum erreicht. Hier wurde in einer sehr kompetenten Führung ein Zusammenhang zwischen dem BÜZ-Projekt Weltrettungsmaschine und dem Werk von Kurt Schwitters hergestellt. Geht es doch jeweils um ein Gesamtkunstwerk.
„Kurt Schwitters gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten innerhalb des Dada. Schwitters Leidenschaft ist das "Merzen" und das macht ihn als Künstler einzigartig. „Merz“ - ist für Schwitters nicht alleinig Name oder Kategorie, die dazu dient, seine Werke einzuordnen. Merz ist für Schwitters vielmehr der Ausdruck seines Lebens. Schwitters betrachtet sein Leben als ein Gesamtkunstwerk – Leben und Kunst miteinander vereint, den gesamten Inhalt seines Lebens stellt unter sein Moto Merz“. (https://www.kunst-zeiten.de/Kurt_Schwitters-Werk)
„Den Merz-Begriff erfindet Kurt Schwitters im Winter 1918/19. Er wird zur Grundlage und zum Markenzeichen seiner Kunst.
Merz bedeutet, alle erdenklichen Materialien, auch Müll, für künstlerische Zwecke gleichberechtigt zu nutzen. Entstanden sind so die für Schwitters typischen Collagen, bei denen beispielsweise Fahrkarten, Butterbrotpapier und Watte zum Einsatz kommen.
Erreicht werden soll dadurch eine Durchdringung von Kunst und Leben im Sinne eines "Merzgesamtweltbildes".
Im Fall des Merzbaus schuf Schwitters eine architektonische Plastik über mehrere Räume seines Wohnhauses hinweg. Die Plastik fasste die Malerei, Assemblage, Skulptur und Architektur zu einer Einheit zusammen und wurde bei einem Bombenangriff zerstört.
Das Wortfragment "Merz" fand Schwitters in einer Anzeige der Commerzbank, wo er es ausschnitt, und für eine Assemblage verwendete.“ (https://taz.de/125-Jahre-Merz-Kunst/!5091030/)
"Was Kunst ist, wissen Sie ebenso gut wie ich, es ist nichts weiter als Rhythmus. Wenn das aber wahr ist, so beschwer ich mich nicht mit Imitation oder mit Seele, sondern gebe schlicht und einfach Rhythmus mit jedem beliebigen Material, Straßenbahnfahrscheinen, Ölfarbe, Holzklötze, ja da staunen Sie Bauklötze, oder mit dem Wort in der Dichtung, dem Ton in der Musik, oder wie Sie wollen. (…) Rhythmus zu sein, sonst war es nicht Kunst.“
(http://members.peak.org/~dadaist/Deutsch/Graphiken/waskunstist.html)
Die anwesenden Jugendlichen zeigten sich sehr engagiert und motiviert und stellten viele Fragen. Nachdem zunächst bei einigen von ihnen die Frage nach dem Gefallen des Gesamtkunstwerks verneint wurde, da schließlich Müll oder Gebrauchsmaterialien verwendet wurden, gelang es im Gespräch doch einen intensiveren Zugang zur Thematik zu vermitteln.
Auch in Hannover sollte das Projekt von Kurt Schwitters wie das der Weltrettungsmaschine wertgeschätzt werden.
Peter Küstermann skizzierte schließlich die Fluchterfahrungen von Kurt Schwitters während des Nationalsozialismus und stellte Analogien zu den geflüchteten Kultur-Scouts her.
Letztendlich wurden auch noch Werke anderer Künstlerinnen und Künstler angeschaut:
- Niki de Saint Phalle, La mort du patriarche
Ein Werk aus der Phase ihrer Schießbilder
- Dieter Roth, Gewürzfenster
- Felix Gonzales-Torres, Untitled
Hier konnten Vordrucke mitgenommen werden
Alle waren hungrig und durstig. Da durfte dann am Ende der obligatorische Besuch eines McDonald-Restaurants nicht fehlen.
Volker Papke-Oldenburg
Die Weiterarbeit am Projekt
Kunstworkshop am Freitag, 10.03.2023, mit Manuela Johne-Sander
Und schon ging es weiter mit der Arbeit an der Weltrettungsmaschine. Die Johanniskirche war wiederum gut besucht, eine gesunde Mischung aus altbewährten Senioren der Männergruppe Feierabend sowie den Kultur-Scouts. Ein wahrlich großes Unterfangen, die Welt zu retten – zumindest unter dem künstlerischen Ansatz.
Zunächst einmal begann es mit einer Aufarbeitung der ersten Sitzung im Januar und mit einer Wiederholung der inspirativen Ideen. Manuela Johne-Sander legte den Fokus auf die Wertschätzung der Materialien und des Ziels. Im Januar entstand der Eindruck, dass entrümpelte Materialien aus Kellern (die wichtigen Baustoffe!), die sich gut für solch eine Komposition eignen, bei einigen Jugendlichen als wertlos bzw. Müll betrachtet wurden. Aber auch Pinsel oder andere Utensilien sollten gereinigt werden. Überzeugungsarbeit war da notwendig.
Ferner sollte das Projekt wertgeschätzt werden. Wertschätzen bedeutet das Achten der Idee und des Hintergedankens der Weltrettung.
Wieder standen Kisten mit unterschiedlichen Materialien bereit: Metallstücke, Schrauben, Holzelemente, Kunststoffreste, Pappe oder Papier. Ferner diverse Acrylfarben, Pinsel, Scheren, Messer, Sägen, Kleber, Kleberpistole und andere notwendige Utensilien. Für jede Gruppe gab es darüber hinaus eine Arbeitsplatte und die eigene Kiste, die schon mit dem jeweiligen Namen beschriftet war.
Manuela Johne-Sander erläuterte nochmals die Projektidee vor den Versammelten und verwies erneut(!) eindringlich auf die Wertschätzung. Ein Impuls bestand darin, Tiere zu retten. Ein Senior wollte die Musik retten, indem er unterschiedliche Klangkörper verband. Es war viel Produktivität dabei. Aus dem Fundus der Rohstoffe wurde sorgfältig ausgesucht: Glocken waren dort zu finden, Alufolie passte irgendwie auch gut dazu. Alte Rohlinge dienten der Musikkomposition. Mitgebrachte Kunstblumen wurden auf den Arbeitsplatten verankert.
Es machte Spaß, Kreativität war gefragt. Es wurde auch gut gearbeitet. Der Fortschritt war nach dieser Sitzung erkennbar, auch in der Wertschätzung.
Alle waren hungrig und durstig. Für Kekse, Chips, Kaffee und Cola war bestens gesorgt.
Ein Geburtstagsständchen wurde auch noch gedreht. Das BÜZ wird 40 Jahre alt und feiert im Sommer. Cedric machte ein Reel mit einem Happy Birthday.
Im Mai ist nun der Besuch im Sprengel-Museum in Hannover vorgesehen ist, um sich mit den Gesamtkunstwerken von Kurt Schwitters zu befassen.
Volker Papke-Oldenburg
Der Einstieg
Kunstworkshop am Freitag, 20.01.2023, mit Manuela Johne-Sander
Nach der zweijährigen erfolgreichen Workshopreihe Maskenwelt – Weltmasken startete an diesem Freitag im BÜZ ein neues Kunstprojekt, geleitet von Manuela Johne-Sander. Sie ist Mitglied im Verein für aktuelle Kunst Minden (www.aktuelle-kunst-ev.de) und leitete im Rahmen der Weltmaskenreihe bereits den Workshop Nicht von Pappe in ihrem Atelier in Minderheide (www.art-manu.de). Somit war sie den jugendlichen Kultur-Scouts bereits vertraut.
Was auch nicht neu war: Das Projekt griff auf die bewährte Kooperation von Alt und Jung – deutsch und syrisch zurück. Die Senioren der Männergruppe Feierabend trafen sich mit den Kultur-Scouts, um angesichts der großen Bedrohungen des Planeten durch den Klimawandel, Kriege, Hungersnöte oder Armut eine Weltrettungsmaschine künstlerisch zu entwerfen. Ein wirklich großes Unterfangen. Aber eine Aufgabe, die Hoffnung vermitteln sollte. Einzelne Lösungsansätze der Teilnehmenden werden im Laufe des Projekts zusammengeführt zu einer einzigen Maschine. Kreative Ideen und die Auseinandersetzung mit der Thematik waren folglich angesagt. Da passte es auch gut, dass unter den Senioren auch einige ehemalige Handwerker zu finden waren.
Die Idee, Kunst und Maschinentechnik zu kombinieren, ist nicht neu. Der Mensch schafft eine Maschine, welche dann – möglicherweise unabhängig von menschlichen Impulsen – Eingriffe zur Rettung des Planeten vornimmt. Erinnert sei zum Beispiel an die Maschinen-Werke von Jean Tinguely. „Das Verhältnis von Kunst und Maschine ist nicht unbedingt ein harmonisches Miteinander, und so mutet auch die Begriffspaarung der beiden widersprüchlich an. Geht man von der allgemeinen Annahme aus, dass Künstler und nicht Maschinen die Urheber und Schöpfer von Kunstwerken sind, dann könnte die Diskrepanz zwischen beiden nicht grösser sein.“
(https://www.tinguely.ch/de/ausstellungen/ausstellungen/2008/kunstmaschinen---maschinenkunst.html)
Doch zurück zum Kunstprojekt im Kulturzentrum BÜZ. Es standen Kisten mit unterschiedlichen Materialien bereit: Metallstücke, Schrauben, Holzelemente, Kunststoffreste, Pappe oder Papier. Ferner diverse Acrylfarben, Pinsel, Scheren, Messer, Sägen, Kleber, Kleberpistole und andere notwendige Utensilien. Für jede Gruppe gab es darüber hinaus eine Arbeitsplatte und eine eigene Kiste.
Manuela Johne-Sander erläuterte zunächst die Projektidee vor den Versammelten und sammelte in einer Impulsrunde Vorschläge, welche in gebündelter Form zu modifizieren waren. Welche Ideen habe ich, um die verseuchte Umwelt zu retten? Ist die Zeit schon fast abgelaufen, dargestellt in einer Zeituhr? Was kann ich im Rahmen meiner eigenen Möglichkeiten tun? Pflanze ich noch einen neuen Apfelbaum? Diese Vorschläge sollten präzisiert und konkretisiert werden und in einer ersten Findungsphase konnten sich die Teilnehmenden bei den verschiedenen Materialien bedienen, um ihrem jeweiligen Anfangsimpulse eine Konkretisierungsphase zu ermöglichen. Es gelang in einigen Fällen bereits, gestaltende Konstruktionen zusammenzufügen. Die Ideen reiften und es wurde deutlich, dass noch weitere Materialien zu den Ideen fehlten, die zur nächsten Sitzung – gefunden in den Kellern oder anderen Ablagen -zur Verfügung gestellt werden.
Alle waren hungrig und durstig. Für Kuchen, Kaffee und Cola war gesorgt.
Es war ein gelungener Einstieg.
Peter Küstermann verwies zum Ende hin darauf, dass im Rahmen der Projektreihe ein Besuch im Sprengel-Museum in Hannover vorgesehen ist, um sich mit den Gesamtkunstwerken von Kurt Schwitters zu befassen:
„Absurde Lautgedichte, Kunst aus Müll, grottenartige Skulpturen - Kurt Schwitters überraschte, irritierte, provozierte. Der am 20. Juni 1887 in Hannover geborene Künstler war ein Pionier, eine der herausragendsten und eigenwilligsten Persönlichkeiten in der avantgardistischen Kunst - und die zentrale Figur des "Hannover-Dada".
Volker Papke-Oldenburg